Zusammenfassung
Abgesehen von den Parkinsonbildern exogener Genese gibt es mit Bestimmtheit eine Gruppe hereditären Parkinsonismus, für die am besten die Bezeichnung Paralysis agitans reserviert bliebe. An Hand der Beschreibung mehrerer Fälle werden Parkinsonsymptome in 4 aufeinanderfolgenden Generationen nachgewiesen, und zwar stets von Mutter auf Tochter und deren Besonderheiten ausgeführt. Es wird eine „spezielle Psychopathie“ als jahrzehntelanges Prodromalstadium beschrieben, die insbesondere bei der Probandin, die der 3. Generation angehört, zu beobachten ist. Die psychische Enthemmung wird als Folge einer Diskordanz zwischen Cortex und Subcortex aufgefaßt, die flüchtigen psychotischen Erscheinungen werden als leichte Bewußtseinsstörungen angesehen. Nach allem besteht zweifellos eine schwere familiäre Entartung mit phyletischer Symptomanreicherung besonders auf psychischem Gebiet. Die Möglichkeit der Entwicklung heredodegenerativer Erkrankungen wird erörtert, und insbesondere auf Konsanguinität und gleichförmige Belastung mit Arteriosklerose hingewiesen. Das Vorkommen anderer Erbkrankheiten in der weiteren Familie läßt an eine allen Erberkrankungen zugrunde liegende gleichartige Ursache denken, die allerdings besondere Manifestationen zuläßt, die sich dann nach bestimmtem Modus weiter vererben. Der vonKehrer als dominant vermutete Erbgang der hereditären Paralysis agitans erhält durch das vorliegende Beweismaterial eine eindeutige Stütze. Bei der geringen Zahl eindeutig geklärter Fälle ist die Frage eines Eingriffs im Sinne des Gesetzes vom 14. Juli 1933 bei hereditär parkinsonkranken Familien nicht spruchreif.
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Wrede, J. Über hereditären Parkinsonismus. Archiv f. Psychiatrie 104, 597–610 (1936). https://doi.org/10.1007/BF01814245
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