Die morphologischen Veränderungen des Zentralnervensystems im kurzfristigen Unterdruckversuch

Zusammenfassung

• 1. Bei Meerschweinchen, die nach mehrmaligem 1—2stündigem Aufenthalt in einem Unterdruck von 198 mm Hg (=10 000 m) spontan in der Unterdruckkammer gestorben sind, werden schwere irreversible Ganglienzellveränderungen in der Medulla oblongata, denPurkinje-Zellen und den Kleinhirnkernen sowie in den Kernen des Zwischenhirns gefunden. Ein Gewichtsverlust der Tiere konnte dabei vermieden werden. Die histologischen Befunde gleichen den vonBüchner und seinen Mitarbeitern für das langfristige Unterdruckexperiment geschilderten Ganglienzellveränderungen; sie sind lediglich nicht so ausgedehnt vorhanden.

• 2. Nach einmaligem 1—2stündigem schnell mit dem Tode endenden Aufschleusen in entsprechend größere Höhe (12 000 m) sind noch keine Ganglienzellveränderungen zu sehen.

• 3. Nach einmaligem 10stündigem langsam zum Tode führenden Aufschleusen auf 10–12 000 m Höhe werden die Ganglienzellveränderungen beobachtet.

• 4. Durch mehrmaliges Heranführen der Tiere an eine eben noch mit dem Leben zu vereinbarende schwelle der hypoxämischen schädigung gelingt es nicht, morphologisch faßbare Ganglienzellveränderungen hervorzurufen. Dadurch wird für die hier geschilderten Versuche wahrscheinlich gemacht, daß beim Überstehen einer einzelnen kritischen Schädigung des Zentralnervensystems irreversible Ganglienzellveränderungen noch nicht zu erwarten sind.

• 5. Die Bedeutung sekundärer Faktoren beim Zustandekommen der Ganglienzellveränderungen wird erörtert.