Allgemeine Atmosphärische Zirkulation und Paläoklimatologie

Zusammenfassung

Nach einleitender Erörterung der z. Z. in voller Entwicklung begriffenen dreidimensionalen Auffassung der allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre werden deren Grundgedanken in Beziehung zu paläoklimatischen Problemen, insbesonderen deren der pleistozänen Eiszeit gesetzt. Folgende Ergebnisse erscheinen wesentlich:

• 1. Die nordischen Inlandeisvergletscherungen des Pleistozäns stimmen mit den aktuellen quasistationären Höhentrögen bei meridionaler Zirkulation überein.

• 2. Gleichzeitige Vergletscherung in den Tropen und in außertropischen Breiten sowie Einengung des subtropischen Trockengürtels in den Pluvialzeiten entspricht ebenfalls den heutigen Witterungsanomalien des meridionalen Zirkulationstyps.

• 3. Die eiszeitliche Zirkulation der Atmosphäre ist somit als gesteigerte Meridionalzirkulation — bei gleichzeitiger Abschwächung der Westdrift — zu deuten.

• 4. Aus der Schneegrenzdepression im Äquatorialgebiet ergibt sich eine Temperatursenkung der Tropen um 4°; für die ganze Erde wird eine solche von rund 5° als wahrscheinlich angesehen.

• 5. In Erweiterung der bisherigen Relieftheorie wird das Auftreten orographisch bedingter meridionaler Zirkulationsformen und eisbürtiger (kryogener) Klimate auf die relief starken Perioden im Anschluß an die Hauptorogenesen beschränkt.

• 6. Parallelen zwischen den pleistozänen und historischen Zirkulationsanomalien sowie den mit der Sonnenfleckentätigkeit verbundenen Änderungen führt auf die Diskussion einer gemeinsamen solaren Ursache.

• 7. Die ursächliche Verknüpfung der Vorzeitklimate erfordert eine Kombination von Schwankungen der Sonnenstrahlung (wahrscheinlich nur im Ultraviolett) und terrestrischen Faktoren der Reliefbildung (reliefbürtige Meridionalzirkulation).