Zusammenfassung
An Zechstein-Anhydriten wurden Warven-Korrelationen vorgenommen. Für den als Liniengestein entwickelten Basal-Anhydrit des Zechstein 2 z. B. ist die exakte und lückenlose Parallelisierung von fast 1000 Straten quer durch das deutsche Zechsteinbecken durchzuführen, nämlich von der Weser bei Hameln über den Solling, das nördliche Harzvorland und das Allergebiet bis zur Ostsee nördlich Lübeck. Daraus ergeben sich Rückschlüsse über die Sedimentationsgeschwindigkeit, deren regionale und temporäre Unterschiede, über die Geschwindigkeit von Faziesgrenzen-Verlagerungen, über die Menge des ozeanischen — Zustroms usw., wobei als Zeitmaßstab stets das Jahr dient.
Periodizitäten sind in manchen Schichtgruppen der salinaren Warvite deutlicher, in anderen weniger klar ausgeprägt. Häufig ist die Solarperiode von etwas mehr als 11 Einheiten. Auch Wellenlängen von n · 11 sind statistisch nachzuweisen. An längeren Perioden kommen 90–100 sowie das Mehrfache dieser Zahl (n · 95) vor.
Die Schlußfolgerung „Warvenzahl = Sedimentationszeit in Jahren“ ist nur dann berechtigt, wenn Hiaten nachweislich fehlen, also nur in sehr seltenen Fällen. Ein solcher ist der Zechstein 2 mit progressiver chemischer Abscheidungsfolge Carbonat — Sulfat — Chlorid (Stinkschiefer — Basalanhydrit - Staßfurt-Steinsalz). Sedimentationszeit von Schichtfolgen und Entstehungszeit einer ganzen Formation sind zwei grundsätzlich verschiedene Zeitgrößen. Denn Wegnahme und Umwälzung des Sedimentes erforderten vermutlich mehr Zeit als seine definitive Deponierung. Der Hauptanteil der geologischen Zeit steckt also in den Schichtfugen.
Schließlich wird davor gewarnt, in allen feingeschichteten Gesteinen Jahresschichten zu sehen und Material auszuwerten, das nicht genügend eindeutig und umfangreich ist.
Schriften
Heidorn, F.: Der bituminöse Unterbau der älteren Salzfolge und seine Bildungsbedingungen. Zbl. f. Min., B, No.11, Stuttgart 1935.
Krejci-Graf, K.: Erdöl. Naturgeschichte eines Rohstoffes. Verständliche Wissenschaft,28, 2., umgearb. Aufl., Springer, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1955.
Lotze, F.: Steinsalz und Kalisalze, Geologie; inStutzer: Lagerstätten der Nichterze,3, Berlin 1938.
Allgemeine Ergebnisse hinsichtlich der Geologie des westdeutschen Zechsteins. Geol. Jb.,73, Hannover 1957.
Richter-Bernburg, G.: Zur Frage der absoluten Geschwindigkeit geologischer Vorgänge. Z. Naturwissenschaften,37, H. 1, Berlin 1950.
- Die paläogeographischen Voraussetzungen für die Bildung der nordwestdeutschen Salzlager. Jb. geograph. Ges., Hannover 1953.
- Über salinare Sedimentation. Z. deutsch. geol. Ges.,105, Hannover 1955 a.
- Stratigraphische Gliederung des deutschen Zechsteins. Z. deutsch. geol. Ges.,105, Hannover 1955 b.
- Isochrone Warven im Anhydrit des Zechstein 2. Geol. Jb.,74, Hannover 1957.
- Die Korrelierung isochroner Warven im Anhydrit des Zechstein 2 (Zweiter Beitrag). Geol. Jb.,75, Hannover 1958.
Schott, G.: Geographie des Atlantischen Ozeans. Verl. Boysen, Hamburg 1944.
Teichmüller, R.: Ein Querschnitt durch den Südteil des Niederrheinischen Zechsteinbeckens. Geol. Jb.,73, Hannover 1957.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Richter-Bernburg, G. Zeitmessung Geologischer Vorgänge nach Warven-korrelationen im Zechstein. Geol Rundsch 49, 132–148 (1960). https://doi.org/10.1007/BF01802401
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF01802401