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Kybernetik und Erkenntnistheorie — Bemerkungen zur Konzeption von Georg Klaus

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These remarks deal with the attempt of G. Klaus to establish a theory of knowledge by combining basic ideas of cybernetics and information theory with the position of dialectical materialism. Klaus underlines the materialistic approach and the importance of science, rather than Hegelian dialectics. Irrespective of the ideological issues, the following of Klaus' suggestions are debatable: (1) The connection between brain structure and logical reasoning. (2) Treating information and information processing as basic notions, although this does not account for the capacity of the human mind to inquire into any object whatever. (3) Regarding the evolution of mankind as a selection process, determined by the way in which signals from the environment are selected and elaborated. (4) Explaining creative thinking by the trial and error method. (5) Giving a naturalistic derivation of the goals and optimation criteria of the cybernetic system ‘man’ exclusively from its relation to environment.

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  1. Prinzipiell gesehen sind alle übergreifenden Theorien — eben wegen ihrer Allgemeinheit — zwangsläufig so abstrakt gehalten, daß sich aus ihnen keinedirekten heuristischen Hinweise für die Bearbeitung spezieller Probleme ergeben. Trotzdem unterscheiden sich theoretische Konzeptionen durch den Grad ihrer Brauchbarkeit für den wissenschaftlichen Forschungsbetrieb. Solche Unterschiede liegen z.B. darin begründet, daß durch die Begriffsbildung, den mathematischen Formalismus und die einschlägigen Spezialisierungen die anzuwendende Verfahrensweise jeweils mehr oder weniger eindeutig festgelegt wird. — Vgl. auch die Diskussionsbemerkung von V. Braitenberg: „Wo gibt es ein Beispiel dafür, daß ein Kybernetiker ein Problem löste, das ein gewiegter Elektroniker nicht hätte lösen können?“ (Kybernetik als soziale Tatsache, Bergedorfer Protokolle Bd. 3, Hamburg-Berlin 1963, S. 57).

  2. Neben der Tätigkeit als Herausgeber:Wörterbuch der Kybernetik, 3. Aufl. Berlin 1969 (1. Aufl. 1967) — 1969 auch in Frankfurt/M. in zwei Bänden in der Fischer Bücherei —, und als Mitherausgeber neben M. Buhr:Philosophisches Wörterbuch, 8. Aufl. Berlin 1972 (1. Aufl. 1964), sind hier insbesondere zu nennen:Moderne Logik, 8. Aufl. Berlin 1972 (1. Aufl. 1958 u. d. T. ‘Einführung in die moderne Logik’);Kybernetik in philosophischer Sicht, 4. Aufl. Berlin 1964 (1. Aufl. 1961);Semiotik und Erkenntnistheorie, 3. Aufl. Berlin 1972 (1. Aufl. 1963);Kybernetik und Gesellschaft, 3. Aufl. Berlin 1973 (1. Aufl. 1964);Spezielle Erkenntnistheorie, 2. Aufl. Berlin 1966 (1. Aufl. 1965). Seine eigenen Vorstellungen hat Klaus in dem BuchKybernetik und Erkenntnistheorie, 4. Aufl. Berlin 1972 (1. Aufl. 1966) am weitesten entwickelt (i. folg.: K. u. E.).

  3. So erwähnt Georg Klaus ausdrücklich, daß er Karl Steinbuchs WerkAutomat und Mensch, Berlin 1963, viele Anregungen verdankt (K. u. E., S. X). — Zum Verhältnis von Kybernetik und Philosophie vgl. ferner: H. Stachowiak,Denken und Erkennen im kybernetischen Modell, Wien 1969 und H. Frank,Kybernetik und Philosophie, Berlin 1966.

  4. K. u. E., S. Xf.

  5. ibid.

  6. K. u. E., S. XI.

  7. K. u. E., S. 4f.

  8. K. u. E., S. 173–182.

  9. K. u. E., S. 2.

  10. K. u. E., S. 2 und S. 173ff.

  11. Klaus schließt sich den behaviouristischen Auffassungen keinesfalls uneingeschränkt an. So wendet er sich insbesondere „gegen den behaviouristischen Versuch, das Bewußtsein überhaupt zu leugnen“ (K. u. E., S. 55).

  12. K. u. E., S. 48.

  13. K. u. E., S. 45ff.

  14. K. u. E., S. 11.

  15. K. u. E., S. 44.

  16. V. I. Lenin,Materialismus und Empiriokritizismus (Lenins Werke Bd. 14), 10. Aufl. Berlin 1971, S. 108 und 231. Vgl. dazu auch P. Kirschenmann,Kybernetik, Information, Widerspiegelung, München-Salzburg 1969.

  17. K. u. E., S. 82f.

  18. K. u. E., S. 74 und 147. Mit der ursprünglich eher dinghaft verstandenen Abbildtheorie (cf. Fußnote 20) hat diese an der Automatentechnik und der Informationstheorie orientierte Konzeption also eigentlich nur noch den Namen gemeinsam.

  19. K. u. E., S. 212 und S. 221.

  20. K. u. E., S. 160.

  21. K. u. E., S. 71ff.

  22. K. u. E., S. 174ff.

  23. Klaus betrachtet den „Graph als zentralen Begriff der kybernetischen Erkenntnistheorie“ (K. u. E., S. 332).

  24. Vgl. dazu: J. M. Bocheński,Die zeitgenössichen Denkmethoden, München 1971, S. 100.

  25. Einschlägig sind insbesondere: K. Hübner, ‘Duhems historistische Wissenschaftstheorie und ihre gegenwärtige Weiterentwicklung’ inPhilosophia Naturalis 13 (1971), S. 81–97; T. S. Kuhn,Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt 1967 [a. d. Engl.]; I. Lakatos und A. Musgrave (Hrsg.),Criticism and the Growth of Knowledge, Cambridge 1970; S. Toulmin,Voraussicht und Verstehen, Frankfurt 1968 [a. d. Engl].; G. H. von Wright,Explanation and Understanding, London 1971.

  26. K. u. E., S. 34. — Auf die Differenzierung zwischen den verschiedenen Instanzen, die Klaus für die Informationsauswahl anführt, soll hier nicht im einzelnen eingegangen werden. Nach Klaus bilden: (1) und (2) die „Ebenen“ der bedingten und der unbedingten Reflexe bzw. der unbewußten Informationsaufnahme, -verarbeitung und -verknüpfung, (3) die „semantische Ebene“ der Verstandestätigkeit und (4) die „pragmatische Ebene“ der Steuerung durch Motive (K. u. E., S. 29). Doch ganz abgesehen von dieser problematischen Aufteilung stößt man hier selbst innerhalb der einzelnen Ebenen auf erhebliche Schwierigkeiten. So zeigt z.B. schon die Aufzählung von „Denkgewohnheiten, Denkschemata, Kategorien usw.“, die für die Ebene (3) charakteristisch sein sollen (K. u. E., S. 34), welches Maß an Klärungsarbeit hier noch erforderlich wäre.

  27. K. u. E., S. 34ff.

  28. Diesen Aspekt spricht auch Klaus an, wenn er auf die Bedeutung derInformationsauswahl hinweist (K. u. E., S. 28f). Doch in seinen weiteren Ausführungen erscheint die Information als eine Grundgröße, deren Inhalt durch den Prozeß der optimalen Anpassung an die Umwelt zwangsläufig festgelegt ist (K. u. E., S. 142 und S. 391).

  29. K. u. E., S. 211.

  30. K. u. E., S. 206.

  31. ibid.

  32. K. u. E., S. 263.

  33. K. u. E., S. 266f.

  34. K. u. E., S. 276.

  35. In der modernen Linguistik, wo ein vergleichbares Problem vorliegt, wenn erklärt werden soll, auf welche Weise ein Mensch anhand weniger grammatikalischer Regeln ständig neue Sätze bilden und verstehen kann, haben sich gerade solche Verfahren als besonders fruchtbar erwiesen, die nicht auf das von Klaus so stark herausgestellte Studiumkybernetischer Modelle und die Simulation von Lernprozessen an Computern zurückgreifen, sondern statt dessen das Problem des Schöpferischenunmittelbar anhand des Sprachverhaltens analysieren. Vgl. dazu: J. A. Fodor und J. J. Katz (Hrsg.),The Structure of Language, Englewood Cliffs, N. J., 1964.

  36. „Solche Schemata, Raster, oder wie wir sie nennen mögen, die wir dem eindringenden Signalstrom aufprägen und die uns zu Handlungen veranlassen, die Mißerfolg haben, die also zeigen, daß sich unser Bild von der Außenwelt in der Praxis nicht bewährt, werden sehr rasch aufgegeben; andernfalls gehen die Individuen, Menschengruppen, Klassen usw., die nicht bereit sind, diese Schemata oder Raster aufzugeben, zugrunde“. (K. u. E., S. 34). — Aufschlußreich ist auch die Fassung, die Klaus für den „kybernetisch verallgemeinerten Begriff der Freiheit“ vorschlägt: „Das kybernetische System hat Freiheit, wenn es in der Lage ist, die Außenwelt auf der Grundlage seines sich in einem Lernprozeß ständig vervollkommnenden inneren Modells der Außenwelt immer besser zu erkennen, und wenn es sich in einer solchen Umwelt befindet, daß es die diesem inneren Modell und seiner sonstigen Struktur gemäßenzweckmäßigen undoptimalen (Sperrung: F. R.) Handlungen ausführen kann“. (K. u. E., S. 256).

  37. Vgl. dazu auch G. Klaus und H. Schulze,Sinn, Gesetz und Fortschritt in der Geschichte, Berlin 1967, S. 140ff. Dort wird unter Berufung auf Lenin und bei bewußtem Verzicht auf moralische Wertungen die Entwicklung der Produktivkräfte und in letzter Instanz die Arbeitsproduktivität als objektives, wissenschaftliches Kriterium für den gesellschaftlichen Fortschritt bezeichnet.

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Rapp, F. Kybernetik und Erkenntnistheorie — Bemerkungen zur Konzeption von Georg Klaus. Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 5, 329–340 (1974). https://doi.org/10.1007/BF01801745

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