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Der unaufhebbare Primat der Logik, die Dialektik des Ganzen und die Grenze der Logik

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Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Der Kern der Logik, wie er sich in den Sätzen der Identität, des ausgeschlossenen Widerspruches und des ausgeschlossenen Dritten ausgedrückt findet, ist nicht revidierbar, auch nicht mit Hilfe von mehrwertigen Logiken. Überdies kommt der Logik, will man die uneingeschränkte Möglichkeit von Widersprüchen eliminieren, gegenüber der Dialektik der methodologische Primat zu. Der unaufhebbare Primat der Logik ist jedoch ein Primat und keine absolute Herrschaft, d.h. es ist möglich, die Grenze der Anwendbarkeit der Logik zu ermitteln. Diese Grenze ist dann erreicht, wenn ein kontextvariantes Objekt nicht zu einem kontextinvarianten Objekt umgeformt werden kann. Das ist z.B. der Fall beim Ganzen im Sinne der Totalität.

Dies Ergebnis hat Folgen für die Gültigkeit des Popperschen Falsifikationsprinzips: Läßt sich zeigen, daß die Widersprüche einer These nur von kontextvarianten Objekten, die sich nicht in kontextinvariante Objekte verwandeln lassen, herrühren, so ist die betreffende These aufgrund dieser Widersprüche allein noch nicht korrekturbedürftig, geschweige denn widerlegt.

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Literatur

  1. Vgl. Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. II, Bern 1958, S. 284 f.

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  3. Flucht ins Engagement, Versuch einer Theorie des offenen Geistes, München 1964, S. 162. Da die uns interessierenden Kapitel IV und V für die Übersetzung eingehend überarbeitet wurden, lege ich meinen Erörterungen die Übersetzung zugrunde. Scheint mir allerdings die Übersetzung nicht zutreffend, so greife ich auf die englische Fassung zurück: The Retreat to Commitment, New York 1962.

  4. Gegen einen positivistisch halbierten Rationalismus, in: Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, Neuwied/Berlin 1969, S. 252ff.

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  20. Mit dieser Definition bin ich übrigens einer Aufforderung nachgekommen, die Albert an Habermas richtet. Im Zusammenhang mit Habermas' Weigerung, das Ganze zu definieren, da weder die Sprache der Dialektik noch die der Logik dies leisten könne, meint nämlich Albert: „Nun, vielleicht ließe sich eine Sprache finden, die hier nicht streikt. Warum diese so rasch sich einstellende Vorstellung, daß es auf keinen Fall geht?“ (Positivismusstreit, S. 199, Anm. 10).

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  22. Self-Reference and Meaning, a.a.O. S. 309.

  23. W. V. O. Quine, Grundzüge der Logik, Frankfurt a.M. 1969, S. 72ff.

  24. „Als Frege von Russells Entdeckung der Paradoxien in seinen eigenen und Freges Theorien erfuhr, rief er aus: „Die Arithmetik ist ins Schwanken geraten!“ Dabei war aber nicht die Arithmetik überhaupt, sondern lediglich Freges Theorie der Arithmetik ins Schwanken geraten. Dergleichen Denkfehler nennt Popper ... ‘Fregesche Denkfehler‘“ (Bartley a.a.O. S. 115). Eine ausführlichere Auseinandersetzung mit Poppers Auffassung, daß alle theoretischen Aussagen, die einen Widerspruch enthalten,unbedingt zu verwerfen seien, findet sich in: Verf., Läßt sich eine Kernlogik konstituieren?, diese Zeitschrift IV/2. Dieser Beitrag stellt übrigens auch sonst eine Fortsetzung und Vertiefung des obigen Aufsatzes dar.

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Klowski, J. Der unaufhebbare Primat der Logik, die Dialektik des Ganzen und die Grenze der Logik. Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 4, 41–53 (1973). https://doi.org/10.1007/BF01801064

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