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Sozialforschung und Quantifizierung

Ein forschungsstrategischer Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der empirischen Sozialforschung

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Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Ausgehend von der Tatsache, daß der den historischen Zusammenhang zwischen Empirie und Theorie ignorierende Minimalkonsens über den klassischen Methodenkanon der empirischen Sozialforschung das einheitsstiftende Moment innerhalb der Soziologie darstellt, wird programmatisch versucht, die Wissenschaftsgeschichte der Disziplin neu zu überdenken. Zunächst werden einige Ansätze der bisherigen Geschichtsschreibung der empirischen Sozialforschung kritisch diskutiert. Danach wird ein neuer Ansatz unter Betonung wissenschaftstheoretischer, -historischer und -soziologischer Aspekte forschungsstrategisch umrissen, wobei verdeutlicht werden soll, daß die Soziologie ihren Auftrag, zur gesellschaftlichen Rationalität beizutragen, nur erfüllen kann, indem sie — ihre eigene Geschichte reflektierend — das Problem der Methodenadäquanz selbst löst, anstatt dies spezialisierten Formalwissenschaften zu übertragen.

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Literatur

  1. Dieser Artikel ist eine grundlegende Überarbeitung eines ‘Papers’, das ich im Oktober 1978 in das Mitarbeiter-Kolloquium der Sektion Grundlagen und Methoden am Soziologischen Institut der Universität von Amsterdam einbrachte. Er ist gewidmet meinem Lehrer und Doktorvater Prof. Dr. Theo Pirker.

  2. Der Begriff des Paradigmas wird im folgenden in seiner allgemein lexikalischen Bedeutung von Modell bzw. Vorbild verwendet und nicht im Kuhn'schen Sinne. Zur Problematik des Begriffs ‘Paradigma’ bei Kuhn vgl. u. a.: M. Mastermann, Die Natur eines Paradigmas, in: Latakos/Musgrave (Hg.), Kritik und Erkenntnisfortschritt, Braunschweig 1974.

  3. Vgl. hierzu J. Fijalkowski, Über einige Theorie-Begriffe in der deutschen Soziologie der Gegenwart, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 13. Jg., 1961, S. 88ff.

  4. Diese Definition hat Th. Pirker in seiner Vorlesung ‘Zur Geschichte der emp. Sofo.’, gehalten im Wintersemester 1973/74 an der Freien Universität in Berlin, vorgeschlagen.

  5. Vgl. P. Lazarsfeld im Vorwort zu A. Oberschall (Hg.), The Establishment of Empirical Sociology, New York 1972, S. IX.

  6. W. Petty, Political arithmetic, or a discourse concerning the extent and value of lands, people, buildings..., London 1699; zitiert nach K. Marx, Zur Kritik der politischen Ökonomie (1859), MEW 13, 1972, S. 38.

  7. Vgl. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie (1857/58), Berlin21974, S. 111.

  8. Vgl. A. Quetelet, Physique sociale, 2 Bde., Brüssel 1869.

  9. Vgl. K. Knies, Die Statistik als selbständige Wissenschaft, Kassel 1850.

  10. Mit Ausnahme von Buret und Marx; Marx entwarf einen eigenen Arbeiterfragebogen. Vgl. hierzu H. Weiss, Die „Enquête Ouvriêre“ von Karl Marx, in: Zeitschrift für Sozialforschung V (1936), S. 76–98.

  11. Vgl. z. B. F. Engels, Zur Lage der arbeitenden Klasse (1845), MEW 1, Berlin 1974 und K. Marx, Das Kapital I (1867), MEW 23, Berlin 1971.

  12. P. Lazarsfeld über die Marienthalstudie im Vorwort zur Neuauflage: Jahoda/Lazarsfeld/Zeisel, Die Arbeitslosen von Marienthal (1933), Frankfurt/M. 1975, S. 15.

  13. N. Stehr (Hg.), Ein Gespräch mit Paul Lazarsfeld, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 28. Jg., 1976, S. 796–807, S. 804.

  14. Jahoda/Lazarsfeld/Zeisel, op. cit.

  15. Ibid. S. 113.

  16. P. Lazarsfeld, Notes on the History of Quantification in Sociology-Trends, Sources and Problems, in: Isis 52 (1961), S. 277–333; wiederabgedruckt in: H. Woolf (Hg.), Quantification, a History of the Meaning of Measurement in the Natural and Social Sciences, Indianapolis 1961.

  17. P. Lazarsfeld, Vorwort zu A. Oberschall (Hg.), op. cit.

  18. A. Oberschall, Empirical Social Research in Germany 1848 – 1914, Paris — Den Haag 1965 ;-S. Schad, Empirical Social Research in Weimar-Germany, Paris — Den Haag 1972.

  19. A. Oberschall (Hg.), The Establishment of Empirical Sociology, New York 1972.

  20. B. Lécuyer/A. Oberschall, Sociology: The Early History of Social Research, in: D. Sills (Hg.), International Encyclopedia of the Social Sciences, 1968, Bd. 14, S. 36–53.

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  21. P. Lazarsfeld, The Sociology of Empirical Social Research, in: American Sociological Review, 27 (1962), S. 757–767; P. Lazarsfeld/A. Oberschall, Max Weber and Empirical Social Research, in: American Sociological Review, 30 (1965), S. 158–199.

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  22. H. Maus, Zur Vorgeschichte der empirischen Sozialforschung, in: R. König (Hg.), Handbuch der empirischen Sozialforschung, Stuttgart31973, Bd. 1, S. 21–56.

  23. M. Böhme, Die Moralstatistik, Wien 1971; I. Gorges, Die Entwicklung von Forschungsstrategien und Untersuchungsinstrumenten der Sozialforschung in Deutschland am Beispiel der Enqueten des Vereins für Socialpolitik. Unveröffentlichte phil. Diss., Berlin 1977.

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  25. S. Schad, op. cit., S. 44f.

  26. A. Oberschall, Empirical Social Research in Germany, op. cit., S. 12f.

  27. M. Weber, Die Grenznutzenlehre und das „psycho-physische Grundgesetz“, in: Ders., Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1973.

  28. P. Lazarsfeld/A. Oberschall, Max Weber and Empirical Social Research, op. cit.

  29. Zu den folgenden Ausführungen vgl. J. Mittelstrass, Die Möglichkeit von Wissenschaft, Frankfurt/M. 1974, S. 106ff.

  30. H. Maus, op. cit.

  31. Die Arbeit von Gorges, op. cit., versucht die Methodenentwicklung innerhalb der Untersuchungen des Vereins für Socialpolitik an die Wirtschafts- und sozialpolitische Entwicklung des Deutschen Reichs zu koppeln und damit die übliche immanente Darstellung der Methodenentwicklung zu überwinden. Sie ist m. E. dort besonders wertvoll, wo sie auf den Zusammenhang von politischer Entwicklung und Forschungsinhalten (wie z. B. weitgehende Enthaltung von sozialpolitisch brisanten Themen unter dem Sozialistengesetz) weist. Sie ist dort enttäuscht, wo sie versucht, die Methodenentwicklung an Konjunkturzyklen zu koppeln. Insgesamt bleibt die Arbeit einer evolutionistischen Auffassung von der Methodenentwicklung verhaftet.

  32. Vgl. J. D. Bernal, Sozialgeschichte der Wissenschaften, Reinbek41978, Bd. 4, S. 943f.

  33. Vgl. R. Merton, Science, Technology and Society in Seventeenth Century England, New York21970.

  34. Vgl. T. S. Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt/M.21973.

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Weismann, A. Sozialforschung und Quantifizierung. Zeitschrift für Allgemeine Wissenschaftstheorie 11, 367–384 (1980). https://doi.org/10.1007/BF01800918

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