Zusammenfassung
Es wurde der Verlauf einer sehr akuten Psychose von einem Fall beschrieben, dessen somatische Symptome am besten zur Krankheit vonSimmunds stimmten; das Röntgenbild ließ auch deutlich Abweichungen sehen, die auf eine verminderte Funktion der Hypophyse deuteten und der therapeutische Effekt bestätigte diese Deutung. Die Psychose begann akut mit starken halluzinatorischen Erlebnissen auf allen Sinnesgebieten und einer paranoiden ängstlichen Einstellung zur Umgebung. Nach einigen Wochen trat via des Verschwindens der pathologischen Erscheinungen vollkommene Genesung ein. Als Grundstörung wurde eine eigenartige Störung in der Wahrnehmungswelt beschrieben, die aus quantitativen und qualitativen Veränderungen der Wahrnehmungen auf allen Sinnesgebieten bestand, so daß die Psychose einen sehr halluzinatorischen Charakter hatte. Psychologisch kann diese Psychose auf eine psychische Verarbeitung dieser veränderten Wahrnehmungswelt zurückgeführt werden; die ursprüngliche in geringem Grade vorhandene paranoide Einstellung zur Umgebung erscheint erklärlich und begreiflich durch die sonderbaren Erlebnisse des Patienten, so daß sicher nicht von einer systematisierten Wahnbildung gesprochen werden kann. Dies stimmt ganz mit der Meinung vonWagner-Jauregg überein, weicht aber von den Ansichten verschiedener anderer Verfasser ab, z. B. von der im Oktober 1932 erschienenen Publikation vonHermann Wegener, der im Wahn ein primäres Symptom der Krankheit erblicken will. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß in den mehr chronisch verlaufenden Fällen der Wahn einen mehr hervortretenden Charakter hat, bei den sehr akuten Fällen die Psychose aber mehr als ein stark halluzinatorischer Zustand mit Halluzinationen auf allen Sinnesgebieten verläuft und die paranoiden Ideen dann wenig hervortreten, wie, dies im hier beschriebenen Fall deutlich zum Vorschein kam.
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Aalbers, A.J. Psychosen bei Endokrinopathie. Archiv f. Psychiatrie 101, 470–478 (1934). https://doi.org/10.1007/BF01789985
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