Zusammenfassung
Volhardscher Wasser- und Konzentrationsversuch sind von großer praktischer Bedeutung für die (oft schwierige) Diagnose der h. K., da sie meist grobe Störungen der Ausscheidung und der Konzentration ergeben, nämlich Oligurie, Umkehr der Konzentrationskurve, Hypersthenurie oder Hyposthenurie bei Konzentrationsstarre. Bei fortlaufender Beobachtung der Kranken findet man Oligurie und Verminderung des Durstes. Die letztere ist aber nicht Ursache der Oligurie, da die Herabsetzung der Ausscheidung stets auch nach reichlicher Flüssigkeitszufuhr (Wasserversuch!) eintritt. Präphysonzufuhr ändert Diurese und Konzentration ausgesprochen. Dauernde Präphysoninjektionen, noch sicherer die Hypophysentransplantation, normalisieren Diurese und Konzentrationsvermögen bei h. K. Beim Gesunden hemmt Präphyson anfangs die Diurèse stark, dann folgt überschießende, d. i. ausgleichende Ausscheidung; dabei Umkehr der Konzentrationskurve; verspätete Injektion führt zu enormer Konzentration bis 1037! Auch bei anderen hypophysären, interrenalen, Nebennierenrinden- und mesencephalen Affektionen ergeben sich eigenartige Effekte der Präphysoninjektion auf Diurese und Konzentration. Die Resultate berechtigen schon jetzt zum Vorschlag einerdiagnostischen Prüfung der Präphysonreaktion auf die Nierenfunktionen; in Analogie zur Prüfung der Adrenalinreaktivität des Blutdrucks und Blutzuckers.
Unsere Ergebnisse lassen vermuten, daß im HVL. eine Substanz vorhanden ist, die zentral Ausscheidung, Konzentration und Verdünnung des Harns regelt. Besteht grobe Insuffizienz der PrH., so entstehen ausgesprochene Störungen der Diurese und Konzentration, die im gewissen Sinne, aber nicht eindeutig dem Diabetes insipidus entgegengesetzt sind. Der Zusammenhang zwischen Diabetes insipidus und HVL. ist nicht nur durch den Fortfall des antidiuretischen Prinzips im Hinterlappen zu deuten, sondern auch durch das eintretende Überwiegen der — wie wir feststellten — Diurese und Konzentration regulierenden und die erstere fördernden Faktoren der PrH.
Zur Vervollständigung unserer Untersuchungen werden wir vergleichende Prüfungen anderer VL.-Hormone, insbesondere des thyreotropen, adrenotropen und corticotropen Anteils in ihrer Wirkung auf die Nierenfunktionen beim Menschen ausführen.
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Vortrag auf dem Internationalen Neurologenkongreß zu Kopenhagen. August 1939.
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Curschmann, H. Prähypophyse und Nierenfunktion. Klin Wochenschr 18, 1464–1465 (1939). https://doi.org/10.1007/BF01782544
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01782544