Zusammenfassung
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1.
Werden Spezifität und Empfindlichkeit der Komplementbindungsreaktion (KBR.), der Meinicke-Klärungsreaktion II (MKlR.) und der Goldsolreaktion (GR.) im Liquor miteinander verglichen, so zeigt sich, daß die KBR. zwar spezifisch, aber zu wenig empfindlich ist, daß die GR. dagegen zu empfindlich und deshalb zu häufig unspezifisch ist, daß aber bei der MKlR. das Verhältnis von Spezifität zu Empfindlichkeit optimal ist, da sie bei hoher Spezifität gleichzeitig eine große Empfindlichkeit besitzt.
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2.
Zeigt bei der Untersuchung eines Liquors nur eines dieser 3 Verfahren einen positiven Ausfall, so ist die Wahrscheinlichkeit der Unspezifität bei der allein positiven KBR. =100% (!), bei der allein positiven GR.=74% und bei der allein positiven MKlR. nur 36%, wobei noch hinzukommt, daß bei der MKlR. ein großer Teil dieser unspezifischen Reaktionen durch eine neue Methode der Unterscheidung der spezifischen von den unspezifischen Sedimenten als solche erkannt werden können, während dies bei der KBR. und GR. unmöglich ist.
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3.
Sind aber MKlR. und GR.gleichzeitig positiv, so kann mit fast 100 prozentiger Sicherheit auf einen syphilitischen Prozeß im ZNS. geschlossen werden. Der jeweilige Ausfall der KBR. gibt dabei einen ungefähren Hinweis auf das Stadium der Krankheit derart, daß derpositive Ausfall einen weit fortgeschrittenen und noch gar nicht oder kaum behandelten Prozeß bedeutet, während ihrnegativer Ausfall meist für einen beginnenden oder für einen schon länger behandelten Prozeß spricht.
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4.
Die positiven Befunde mitnegativer MKlR. sind nur mit Vorsicht zu beurteilen, ebenfalls die, die bei negativer KBR.stark positiven Ausfall (=positives Sediment auch in dem Kontrollröhrchen) in der MKlR. zeigen.
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5.
Besonders wertvoll ist die MKlR. für die Erfassung derTabes, da diese häufig in den anderen Verfahren dauernd negativ bleibt, und derLues latens mitbeginnendem syphilitischen Prozeß im ZNS., da sie diesen besonders frühzeitig anzeigt.
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6.
Während bei den schweren metaluischen Erkrankungen mitstark positivem Liquor (=in allen 3 Verfahren positiv) auch das Blut meistens positiv ist, ist es bei denen mitschwächer positivem Liquor (z. B. mit negativer KBR.) und bei den liquorpositiven Lues latens-Fällen viel häufiger negativ, so daß esnicht erlaubt ist, wegen eines negativen Blutbefundes eine syphilitische Infektion des ZNS. auszuschließen.
Literatur
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Preuss, H. Über den Wert der Gleichzeitigen Anwendung Mehrerer Reaktionen für die Luesdiagnose im Liquor Cerebrospinalis. Klin Wochenschr 18, 312–317 (1939). https://doi.org/10.1007/BF01782089
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01782089