Zusammenfassung
Die Bestimmung des Sauerstoff-verbrauches des Sternalpunktates mit Hilfe der Warburg-Apparatur gibt uns die Möglichkeit, vitale Eigenschaften des Knochenmarkes bei Gesunden und Kranken experimentell zu erfassen und während des Krankheitsverlaufes weiter zu verfolgen. Als wichtigstes Ergebnis zeigte sich, daß die Größe der Knochenmarksatmung weitgehend von der Funktion des Erythroblastenapparates bestimmt wird, obwohl derselbe zahlenmäßig im Ausstrichpräparat dem Myeloblastenapparat unterlegen ist. Bedenkt man, daß (nach Schätzungen vonAskanazy der erythroblastische Apparat schon normalerweise eine Zahl von Zellen zu produzieren hat, die diejenige des leukopoetischen Teiles um ein Vielfaches (wahrscheinlich um etwa das 650 fache) übertrifft, so wird man den weitaus stärkeren Sauerstoffverbrauch der Erythroblasten verstehen können. Es kommt offenbar bei der Atemfunktion des Knochenmarkes nicht auf die Zahl der kernhaltigen Zellen, sondern auf ihre Arbeitsleistung an, die beim Erythroblastenapparat am größten ist.
Ergänzt wird diese Auffassung durch die Befunde bei der perniziösen Anämie, die uns zeigen, daß ein prinzipieller funktioneller Unterschied zwischen megaloblastischem und erythroblastischem System besteht, indem bei überwiegender Megaloblastose die Atmung gering ist, bei überwiegender Erythroblastose aber erhöht ist. Schließlich ergibt sich auch aus den Versuchsreihen, in denen durch Campolonzusatz eine Steigerung der Sauerstoffverbrauches erzielt werden konnte, ein weiterer Beweis dafür, daß wir mit solchen funktionellen Verschiedenheiten der Lebensäußerungen der Knochenmarkszellen zu rechnen haben. (Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse folgt in der Z. exper. Med.)
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Schretzenmayr, A., Bröcheler, H. Über die Atmung des Menschlichen Knochenmarks. Klin Wochenschr 15, 998–999 (1936). https://doi.org/10.1007/BF01779316
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01779316