Lähmungserscheinungen bei Tauben Nach Verabreichung Sulfonamidhaltiger Verbindungen und Zusätzlicher Muskelarbeit

Zusammenfassung

Durch Verfütterung von Diseptal A, B und C gelingt es, bei Tauben, die zusätzlich mittels einer Drehtrommel einer vermehrten Muskelanstrengung ausgesetzt werden, in 100% Lähmungserscheinungen zu erzeugen. Läßt man die Tauben jedoch unter gleichen Bedingungenohne zusätzliche Muskelarbeit in kleineren Käfigen, so treten keinerlei Veränderungen auf. Die Gewichtsabnahme ist bei mit Diseptal A und B gefütterten Ruhe- und Bewegungstieren ungefähr gleich und beträgt zwischen 5 und 10%. Die verabreichten Diseptal A-, B- und C-Mengen sind so klein, daß die beobachteten Erscheinungen nicht als Ausdruck einer toxischen Schädigung durch Überdosierung gedeutet werden können. Die bisherigen Versuchsergebnisse in der Klinik (Hüllstrung) weisen darauf hin, daß dem Vitamin B₁-Stoffwechsel eine wesentliche Rolle zukommt.

Aus den Versuchsergebnissen ist der Schluß zu ziehen, daß körperliche Beanspruchungen auch beim Menschen wesentlich die beobachteten Lähmungserscheinungen mitverschulden. Es ergibt sich daraus die Folgerung, die Anwendung der Präparate Diseptal A (Uliron), B und C auf die Krankenhäuser zu beschränken, zum mindesten aber eine Verabreichung dieser Präparate an ambulant behandelte Personen zu vermeiden, deren Beruf zu starker körperlicher Betätigung zwingt. Damit findet die Tatsache eine Erklärung, daß der größte Teil der bis jetzt trotz vorsichtiger Dosierung nach Ulironmedikation verursachten Lähmungserscheinungen bei ambulant behandelten Kranken festgestellt werden konnte.