Zur Frage der oxydationssteigernden Wirkung des Adrenalins am Warmblüterherzen

Zusammenfassung

Es wird die heute vielfach vertretene Ansicht, daß das Adrenalin am schlagenden Warmblüterherzen nicht sekundär über seinen Einfluß auf die Funktion des Organes, sondern direkt durch seinen Angriff am Stoffwechsel der Herzmuskelzellen den oxydativen Umsatz erhöhe, aufs neue geprüft.

• 1. Da sich die Vorstellung von der spezifischen Umsatzsteigerung des Adrenalins aus dem Verhalten des Wirkungsgrades am Herz-Lungenpräparat herleitet, wird zunächst eine Kritik der Registrierleistung dieser Anordnung gegeben.

• 2. Es werden Versuche am flimmernden und völlig still stehenden Herzen in derLangendorff-Anordnung mitgeteilt, in denen der O₂-Umsatz fortlaufend aus arteriovenöser O₂-Differenz undgesamtem Coronarvolumen bestimmt wurde.

• a) Kommt durch Adrenalin die geregelte Tätigkeit des Herzens wieder in Gang, so zeigt sich immer ein völliges Parallelgehen von Funktionsänderung und O₂-Umsatz des Herzens.

• b) Der reine coronardilatatorische Effekt des Adrenalins verläuft ohne Oxydationssteigerung.

• c) Kommt durch Adrenalin die geregelte Tätigkeit des Herzens nicht in Gang, so bleibt jegliche Änderung des O₂-Umsatzes aus, wobei aus dem Verhalten des Coronarkreislaufes und der O₂-Ausnutzung des Blutes zu erkennen ist, daß das Organ noch eine erhebliche Atmungsaktivität besitzt und sich keinesfalls im O₂-Mangel befindet.

• 3. Es wird aus den Versuchen der Schluß gezogen, daß eine spezifisch oxydationssteigernde Wirkung des Adrenalins auf die im natürlichen Verbände befindlichen, unverletzten und kräftig atmenden Herzmuskelzellen nicht nachweisbar ist.