Zusammenfassung
An Hand des Schrifttums und eigener Beobachtungen wird darauf hingewiesen, daß es infolge von Störungen in der vegetativen Regulation bei Migräneanfällen zu Fieber wie auch zu Untertemperatur kommen kann. Es muß allerdings bisher unentschieden bleiben, ob die Fieberzustände durch die gleiche Schädlichkeit ausgelöst werden wie die Migräneanfälle. Beobachtungen von Migräneanfällen als Symptom einer fieberhaften Krankheit lassen gleichfalls beide Möglichkeiten offen.
Die in dem Schrifttum niedergelegten Erfahrungen und zehn eigene, kurz wiedergegebene Beobachtungen können zwar nicht beweisen, daß Infektionskrankheiten bei vorhandener Veranlagung Migräneanfälle auslösen können, doch ist diese Annahme recht wahrscheinlich. Die Möglichkeiten, die dazu führen können, werden erörtert.
Die Lues congenita kann, wie Nonnes und eigene Beobachtungen zeigen, Migräneanfälle zum Ausbruch bringen, die infolge der häufigen Lokalisation des luischen Prozesses im Gebiete des achten Hirnnerven, mit Vorliebe meniériformen Charakter haben. Die erworbene Lues zeigt in manchen Fällen keinen Einfluß auf die Entstehung und den Verlauf von Migräneanfällen, in anderen führt sie zu einer Verschlimmerung bereits bestehender Anfälle, die durch spezifische Behandlung gebessert werden können. Eine Beobachtung, in der die Migräneanfälle sich durch das Hinzutreten einer luischen Oktavusschädigung in meniériforme Anfälle umwandelten, stützt die Auffassung von der Zusammengehörigkeit beider Anfallsarten. Auch eine Auslösung von Migräneanfällen durch luische Prozesse kommt vor, wie besonders die Fälle von Nonne beweisen.
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Matzdorff, P. Fieber, Infektionskrankheiten (inkl. Lues) und Migräneanfälle. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkunde 146, 76–101 (1938). https://doi.org/10.1007/BF01762432
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