Zusammenfassung
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1.
Es werden „reine“ Versuchsbedingungen zur Erregung des Wärmesinnes geschaffen ohne Miterregung taktiler Sinnespunkte. Hierzu wird mit Hilfe geeigneter Blenden ein Energiestrahler benutzt.
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2.
Die Temperaturverhältnisse an dem beobachteten Wärmepunkt werden durch ein in die Haut eingeschobenes Thermoelement in der Mehrzahl der Fälle gleichzeitig mitbeobachtet, mit Hilfe eines registrierenden photographischen Verfahrens.
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3.
Die Schwellenzeiten bei Erregung eines einzelnen Wärmeempfängers sind abhängig von der Größe der bestrahlten Fläche. Dies wird auf die physikalischen Verhältnisse der Wärmeverteilung am Wärmepunkt zurückgeführt und durch Versuche belegt.
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4.
Maßgebend für die Erregung des Wärmesinnes ist die Höhe der Erwärmung, d. h. der Temperaturzuwachs ΔT am Wärmepunkt. Bewegte Reize vermochten in keinem Falle, besonders auch nicht in einem pathologischen Falle, diesen Schwellenwert des Temperaturzuwachses, verglichen mit unbewegten Reizen, herabzusetzen. Die Auffassung über eine mehr allgemeine Rezeptivität der Haut auch außerhalb der Sinnespunkte (v. Weizsäcker, Ahringsmann u. Buch und Cohen) können für die Belange des Temperatursinnes nicht gestützt werden.
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5.
Ein einzelner Wärmepunkt ist nicht befähigt für ein Richtungserkennen.
Literatur
Stein u. v. Weizsäcker: Der Abbau der sensiblen Funktionen. Dtsch. Z. Nervenheilk.99, 1 (1927).
Ahringsmann u. Buch, A.: Z. Biol.84, 541 (1926).
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v. Frey, Fischer, L. u. Grundig, J.: Beobachtungen über die Schwellen des Drucksinnes bei bewegtem Reiz: Ebenda86, 503 (1927).
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—: Tabulae Biologicae2, 265 (1925). Berlin: E. H. Junk.
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Bohnenkamp, H., Schroer, M. Der Einfluß ruhender und bewegter „reiner“ Wärmereize auf den Schwellenwert der Wärmeempfindung. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkunde 126, 143–161 (1932). https://doi.org/10.1007/BF01760042
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01760042