Zusammenfassung
Bei mit der Diät „D.K.“ ernährten Ratten führt Injektion von 0,1 mg der Pyrimidinkomponente des Aneurins (2-Methyl-4-amino-5-brommethyl-pyrimidinhydrobromid) pro Gramm Körpergewicht unter schwersten Krämpfen zum Tode. Bei mit Milch ernährten Tieren beträgt die tödliche Dosis 0,4mg, bei mit Körnern ernährten Tieren 0,5 mg und bei Fleischratten 1,0 mg 2-Methyl-4-amino-5-brommethyl-pyrimidinhydrobromid pro Gramm Körpergewicht. Versuche mit Cardiazol und Strychnin ergaben, daß die krampferregende Wirkung dieser beiden Verbindungen von der Art der zugeführten Nahrung unabhängig zu sein scheint. Zufuhr von 2-Äthyl-4-amino-5-brommethyl-pyrimidinhydrobromid, 4-Amino-5-chlormethyl-6-methyl-pyrimidin oder 4-Amino-5-brommethyl-pyrimidinhydrobromid ruft bei mit der Diät „D.K.“ ernährten Ratten sowie Körnerratten selbst in relativ hoher Dosierung keinerlei Folgeerscheinungen hervor. Die Wirkung des 2-Methyl-4-amino-5-brommethyl-pyrimidinhydrobromids ist also in einer wohl einzig dastehenden spezifischen Weise an die Konstitution dieser Verbindung gebunden, unterscheidet sich doch beispielsweise das 2-Äthyl-4-amino-5-brommethyl-pyrimidinhydrobromid von der Pyrimidinkomponente des Aneurins nur durch den Besitz einer Äthyl- an Stelle einer Methylgruppe in der 2-Stellung des Pyrimidinringes. Untersuchungen über die Eigenschaften des die Sensibilisierung des Organismus gegenüber 2-Methyl-4-amino-5-brommethyl-pyrimidinhydrobromid verhindernden Faktors, der in der Hefe vorhanden ist, ergaben, daß er thermostabil, wasserlöslich und dialysierbar ist. Durch 6 Stunden langes Autoklavieren bei pH=10,0 und 120° wird er zerstört. Im Campolon ist er nicht oder nur in Spuren vorhanden. Zusätzliche Verabfolgung von Nicotinsäure oder Calciumlactat an mit der Diät „D.K.“ ernährte Ratten hat keinen Einfluß auf den Verlauf der nach Injektion von 2-Methyl-4-amino-5-brommethyl-pyrimidinhydrobromid auftretenden Krampfanfälle. Auch parenterale Zufuhr von Calciumlactat während der Krämpfe ist ohne jeden therapeutischen Erfolg. Versuche mit der Diät,„D.K.“ ernährte Tiere durch tägliche Injektionen kleiner Mengen der Pyrimidinkomponente des Aneurins gegenüber den Wirkungen der Verabreichung größerer Mengen dieser Verbindung zu „immunisieren“, verliefen erfolglos.
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Sämtliche Pyrimidinverbindungen verdanken wir der Freundlichkeit der Direktion der I. G.-Farben, A.-G., Werk Elberfeld, der auch an dieser Stelle dafür gedankt sei.
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Abderhalden, R. Weitere Untersuchungen über den Einfluß der Ernährung auf die Reaktionsweise des Organismus gegenüber exogenen Einwirkungen. Pflügers Arch. 243, 133–140 (1939). https://doi.org/10.1007/BF01759800
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