Zusammenfassung
In den vorliegenden Versuchen wurde die Reflextätigkeit des Froschrückenmarkes vor, während und nach einer galvanischen Längsdurchströmung des Körpers geprüft. Die Reflexe wurden durch Einwirkung von Gleichstromstößen auf die in NaCl-Lösung eintauchenden Zehen eines Hinterbeines erzielt; auf jeden Reiz erfolgte homolateral ein Anziehen des Beines, dessen Bewegungen mit einem Faden auf einen Schreibhebel übertragen wurden. Die Größe des verzeichneten Ausschlages stellt bei untermaximaler Reizung ein Maß für die Stärke der Reflexerregbarkeit dar. Galvanische Durchströmung des Körpers mit Kopf- und Kloakenelektrode veränderte die Reflexerregbarkeit im gleichen Sinne, wie dies bereits vonScheminzky und Mitarbeitern für die direkte Reizung des Rückenmarkes beschrieben wurde: absteigende Stromrichtung dämpft, aufsteigende dagegen erhöht die Reflexerregbarkeit. Nach dem Ausschleichen des galvanischen Stromes treten meist Nachwirkungen auf, die durchentgegengesetzte Erregbarkeitsänderungen wie während der Durchströmung gekennzeichnet sind. Nach absteigender Durchströmung kam es zu Erregbarkeitssteigerung (positive Nachwirkung), nach aufsteigender zu Erregbarkeitsverminderung (negative Nachwirkung). Auch bei Prüfung der Reflexerregbarkeit nach einer galvanischen Durchströmung konnten ferner die beiden Formen der Nachwirkung wieder gefunden werden, dieScheminzky, Fuortes undKöllensperger bereits bei direkter Reizung des Rückenmarkes beobachtet hatten: unmittelbar nach der Stromausschaltung setzt eine schnell vorübergehende starke Erregbarkeitsänderung ein (α-Nachwirkung), an die sich eine andauernde, weniger starke (β-Nachwirkung) anschließen kann. Beide Formen können hintereinander auftreten — dann stets in gleicher Richtung — oder aber auch für sich allein erscheinen. Nachabsteigender Durchströmung ist sogarmeistens nur eine +α- Nachwirkung ohne folgende +β-Nachwirkung zu sehen, während die Nachwirkung nach aufsteigender Durchströmungvor allem durch eine -β-Nachwirkung gekennzeichnet ist; dies gilt daher sowohl für direkte Reizung wie auch für Reflexreizung des Rückenmarkes.
In weiteren Versuchen wurde durch Einschaltung einer Pause in die Reizgebung geprüft, ob nicht vielleicht die + -Nachwirkung nach einer absteigenden Durchströmung bloß auf Erholung infolge Untätigkeit der Zentren zurückzuführen ist; in Gegenversuchen wurde ferner untersucht, ob dieβ-Nachwirkung nach einer aufsteigenden Durchströmung nicht bloß auf Ermüdung infolge der verstärkten Zentrentätigkeit während der Durchströmung beruht. Aus den Versuchen ergab sich, daßdiese Möglichkeit nur für die β- Form der Nachwirkung zutreffen kann, daβ dagegen die α-Form der Nachwirkung eine unmittelbare Folge der elektrischen Durchströmung darstellt.
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Köllensperger, F.K. Die Reflexerregbarkeit des Rückenmarkes während und nach galvanischer Längsdurchströmung bei Fröschen. Pflügers Arch. 243, 22–33 (1939). https://doi.org/10.1007/BF01759787
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