Experimentelle Beiträge zur Frage der Organanaphylaxie

Zusammenfassung

Wirkung und Charakter des anaphylaktischen Shocks hängt von dem Ort der Reinjektion ab. Weil, wie nachgewiesen wurde, die Reaktion von dem Capillar-gebiet des zuerst durchströmten Organs abhängt, werden jeweils für das zuerst durchströmte Organ spezifische funktionelle und anatomische Änderungen auftreten.

Im Falle der carotico-peripheren Reinjektion (Hirn), entsprechend der eigenartigen Funktion des Hirnes, treten Bewußtlosigkeit, tonisch-klonische Krämpfe, also ausgesprochene cerebrale Symptome, auf; wenn hinwieder intrajugulär reinjiziert wird, dann treten in den Vordergrund die Lungenerscheinungen: starke Kurzatmigkeit, für die klassische Anaphylaxie bezeichnende Zuckungen und hauptsächlich Lungensymptome; wird aber intraportal reinjiziert, so findet man Änderungen der sezernierten Gallenmenge und der Leberfunktion.

Die Funktionsänderungen der Organe finden ihre Erklärung in den anatomischen Befunden, die dabei erhoben werden. Beim Hirn intensive Hyperämie, in einzelnen Fällen capillare Blutungen; in der Mehrzahl der Fälle ist die Hyperämie auf der Injektionsseite stärker entwickelt. Nach jugularen Reinjektionen wird das anatomische Bild von den Lungenveränderungen beherrscht: Emphysem mit Ödemen, pleurale Blutungen in einem Fall, sogar subpleurales Transsudat. Wenn endlich die Reinjektion intraportal stattgefunden hat, so sehen wir wiederum, daß die lobäre Zeichnung an der Leberoberfläche infolge der Dilatation der interlobulären Gefäße sehr ausgesprochen ist.

Neben diesen praevaleierenden Symptomen werden natürlich mehr oder weniger andere allgemeine Shocksymptome zu beobachten sein.