Zusammenfassung
Scheminzky undKöllensperger haben im Rückenmark von Esculenten einen „Erregungsstoff“ nachgewiesen, der sich bei galvanischer Längsdurchströmung der Tiere bildet, von kurzer Lebensdauer ist und bei Einspritzung der Rückenmarkssuspension in Empfängerfrösche einen allgemeinen Erregungszustand und eine Erhöhung der Galvanonarkoseschwelle hervorbringt. Da der „Erregungsstoff“ möglicherweise Acetylcholin sein könnte, wurde die Reaktion von Esculenten auf Acetylcholin- und Cholineinspritzung in den Rückenlymphsack untersucht und zum Vergleich auch Adrenalin in die Prüfung eingeschlossen. Es ergab sich, daß Acetylcholin, Cholin und auch Adrenalin in vollkommengleicher Weise auf das Rückenmark wirken (Erhöhung der Schwellenstromdosisstärke für die beiabsteigender galvanischer Durchströmung auftretende Galvanonarkose,ohne Veränderungen der Schwellenstromstärke für den beiaufsteigender Längsdurchströmung der Versuchstiere entstehenden galvanischen Krampf). Wie der Vergleich mit Befunden des Schrifttums zeigt, ist eine solche Wirkungsgleichheit von Acetylcholin, Cholin und Adrenalin nicht nur am Zentralnervensystem, sondern auch an anderen Organen, selbst an einzelnen Zellen, bereits beobachtet worden. Im Gegensatz zu dem von vegetativ innervierten Organen her bekannten großen Unterschied in der Wirkungsstärke von Cholin und Acetylcholin konnte im Galvanonarkoseversuch nur ein Wirkungsunterschied von 1∶40 bis 1∶150 gefunden werden. Aus dem Vergleich der Acetylcholin- und Cholinwirkung mit der des Adrenalins ist weiter zu schließen, daß Acetylcholin und Cholinunmittelbar auf das Zentralnervensystem und nicht mittelbar auf dem Wege über eine Adrenalinausschüttung wirken. In bezug auf die eigentliche Fragestellung ergab sich, daß der „Erregungsstoff“ mit Acetylcholin allein nicht identisch sein kann.
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Rolleri, F. Wirkung von Acetylcholin, Cholin und Adrenalin auf das Zentralnervensystem, geprüft mit dem Stromdosisverfahren. Pflügers Arch. 245, 745–755 (1942). https://doi.org/10.1007/BF01755235
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