Zusammenfassung
Auf Grund gravimetrischer Cholesterinbestimmungen im Gesamtblut wird zum Vorkommen der Cholesterinämie bei Lebercirrhose und hepatocellulärem Ikterus Stellung genommen. Während bei der Lebercirrhose sich die Cholesterinwerte sehr verschieden verhalten, tritt zu Beginn eines hepatocellulären Ikterus eine Esterverminderung ein. Unter 12 in verschiedenen Phasen des Krankheitsablaufes untersuchten Fällen bewegen sich mit einer Ausnahme zu Beginn der Erkrankung die Esterzahlen zwischen 13 und 43mg% (normal 56–80 mg % im Gesamtblut). Unabhängig vom Stande des Gesamtcholesterins steigen die Esterwerte regelmäßig im Ausheilungsstadium an. Ein weiteres Absinken der Ester deutet mit Sicherheit auf ein Fortschreiten des Leberprozesses hin. Eine Unterteilung in ätiologisch verschiedene Gruppen innerhalb des hepatocellulären Ikterus läßt sich durch Bestimmung des Cholesterins und seiner Ester oder durch die gleichzeitige Untersuchung des Blutcholesterins, der Blutzuckerkurve nach Lävulosebelastung, des Serumbilirubins und der qualitativen Harnprobe auf Bilirubin und Urobilin nicht durchführen. Die Veresterungsstörung kann nach Ablauf eines akuten Leberschadens noch längere Zeit fortbestehen.
Wir sehen dadurch für klinisches Denken das eine bestätigt, daß ätiologisch verschiedene Entstehungen nicht zu trennbaren Verhaltungsweisen, d. h. „Krankheiten”, führen, vielmehr die Einheit meist nicht im Ätiologischen liegt, sondern in der Reaktionsart des Organs in seiner Stellung zum Gesamtverhalten. Einteilungen, wie sie besondersAdler undLemmel versucht haben, sind konstruktive Systeme, die die Ansicht vertreten, das ätiologische Einteilungsprinzip sei das Ideal der Klinik, während uns die Einheit der Funktionsstörung als Reaktionsverhalten das zentrale Einteilungsprinzip nach v.Bergmann erscheint, mag es ausgelöst sein, durch welche Kombination auch immer von schädigenden Bedingungen. Noch sind wir bei der Leber nicht so weit, die Einheit der Funktionsstörung zu beschreiben, da wir uns im Studium der Partialfunktionen befinden. Dennoch gibt deren Synopsis Möglichkeiten das zu vertiefen und zu scheiden, was bisher klinischer Gliederungsmöglichkeit verschlossen schien. Hierzu sei die Analyse des Verhaltens der Cholesterinämie, namentlich der Cholesterinester, ein positiver Beitrag.
Literatur
Adler, Klin. Wschr. 1929, 700.
Adler u.Lemmel, Dtsch. Arch. klin. Med.158 (1928).
v.Bergmann, Erkrankungen der Leber und Gallenwege. Lehrbuch der inneren Medizin. Berlin 1931.
Bürger, Münch. med. Wschr. 1922, 103
- Erg. inn. Med.34 (1928)
- Verh. dtsch. Ges. inn. Med.1931.
Bürger u.Beumer, Berl. klin. Wschr.1913, Nr 3.
Bürger u.Habs, Klin. Wschr.1927, 2221.
Eppinger, Hepatolienale Erkrankungen. Berlin 1920.
Epstein, Arch. int. Med. 47 (1931).
Feigl, Biochem. Z.86 (1918).
Golperin u.Marcinkowsky, ref. Kongreßzbl. inn. Med.61, 339 (1931).
v.Hetenyi, Klin. Wschr. 1931, 1770 u. 1818.
Lichtwitz, Klinische Chemie. Berlin 1930.
Mancke, Dtsch. Arch. klin. Med.170 (1931).
MÜhlbock u.Kaufmann, Biochem. Z. 233 (1931).
Rosenthal u.Holzer, Dtsch. Arch. klin. Med.135 (1921).
Staub, Schweiz, med. Wschr.1929, 308.
Seelig, Z.klin. Med. 110 (1929).
Stern u.Suchantke Arch. f. exper. Path.115 (1926).
Stroebe, Z. klin. Med.118 (1931);119 (1932). Verh. dtsch. Ges. inn. Med.1931.
Thann-Hauser u.Schaber, Klin.Wschr.1926, 252.
Umber, Handb.inn. Med., 2. Aufl., 1926.
Wendt, Klin. Wschr.1929, 1566.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Stroebe, F. Zur Cholesterinämie bei Lebercirrhose und Hepatocellulärem Ikterus. Klin Wochenschr 11, 636–639 (1932). https://doi.org/10.1007/BF01755047
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF01755047