Zusammenfassung
Die isolierten Netzhäute zuvor dunkeladaptierter Schildkröten (Testudo graeca) werden der Einwirkung von wäßrigen Digitonin- (2%), Saponin- (0,2%), Natriumoleat- (0,2%) und Natriumsalicylat- (2%) lösungen, die sämtlich zellauflösenden Charakter haben und den Sehpurpur in Lösung überführen, ausgesetzt. Die Lösungen werden nach ihrer Einwirkung auf die Schildkrötennetzhäute auf ihre Lichtabsorption während einer 30 Min. langen Belichtung mit 2,5 Lux mittels Photozelle und Spiegelgalvanometer geprüft und festgestellt, daß keinerlei photosensible Substanz, deren durch die Belichtung bedingter Zerfall die Absorption der Lösungen während der Belichtung charakteristisch hätte verändern müssen, in Lösung gegangen ist. Die Schildkrötennetzhäute sind also sehpurpurfrei und die in ihren Zapfen enthaltene Zapfensubstanz ist nicht in Lösung gegangen.
Erfolgt jedoch eine Extraktion der von den zellzerstörenden Lösungen abzentrifugierten Netzhäute mittels Äther, so lösen sich in diesem nicht nur die Ölkugeln, sondern auch eine photosensible Substanz, deren Zerfall bei Belichtung die Lichtabsorption der Ätherlösung gegenüber der reinen Äthers und zuvor helladaptierter Ätherlösungen in charakteristischer Weise verändert. Diese Substanz hat ihr Absorptionsmaximum im Gelb. Es handelt sich danach bei diesem Stoff um die photosensible Zapfensubstanz.
In entsprechender Weise verarbeitete Fisch- (Scardinius erythrophthalmus) und Frosch- (Rana esculenta)netzhäute zeigen, daß sich auch aus ihnen eine derartige lichtempfindliche, ätherlösliche, Gelb maximal absorbierende Substanz herauslösen läßt, womit der Nachweis des Vorhandenseins einer Zapfensubstanz auch für Fische und Frösche und deren Identität in bezug auf Löslichkeit und spektrale Absorption mit dem entsprechenden Sehstoff der Schildkröten erbracht wurde.
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von Studnitz, G. Weitere Studien an der Zapfensubstanz. Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. 239, 515–525 (1938). https://doi.org/10.1007/BF01755020
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