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Über den „Magnet-Effekt“ als koordinierendes Prinzip im Rückenmark

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Pflüger's Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Mit der in früheren Mitteilungen beschriebenen Methode 1, 3 der Analyse derrelativen Koordination wird gefunden, daß das gegenseitige In-Beziehung-Treten verschiedener Lokomotionsrhythmen durch einen besonderen Prozeß zustande kommt, der auf Grund gewisser, ferner Analogien zu elektromagnetischen Kräften alsMagnet-Effekt bezeichnet wird. Der Magnet-Effekt ist eine Attraktionswirkung, die von einem Automatismus ausgeht und sich auf die Frequenz des anderen auswirkt; und zwar, je nach dem im Augenblick gerade bestehenden Phasenverhältnis beider, entweder verzögernd (negative Attraktion) oder beschleunigend (positive Attraktion). Eine eingehendere Untersuchung führt zu dem Nachweis, daß der eine (attraktive) Automatismus den anderen (attrahierten) stets in jene gegenseitige Beziehung hineinzuziehen sucht, in der die automatischen Zellen beider Rhythmen gleichsinnig, synergistisch arbeiten.

Im Verlaufe einer automatisch-rhythmischen Schwingung des attraktiven Rh. wandelt sich die Stärke sowie die Richtung der Attraktionswirkung in ganz bestimmter, gesetzmäßiger Weise; ebenso schwankt umgekehrt die Beeinflußbarkeit des attrahierten Rh. durch den attraktiven periodisch in bestimmter Weise.

Als Spezialfälle der durch den Magnet-Effekt bewirkten Unterordnung eines Rh. unter den anderen treten Phänomene auf, die in der Herzphysiologie unter den Namen: Alternans (= Amplitudenalternans), Frequenzalternans, Block, Wenckebachsche Periode und „escaped beats“ bekannt sind; und zwar sind die Bedingungen, unter denen diese Phänomene erscheinen, weitgehend denen ähnlich, durch die man die entsprechenden Vorgänge am Herzen erzeugt.

Durch verschiedene schädigende Einflüsse (so CO2-Vergiftung) wird der wahrscheinlich ebenfalls durch den Magnet-Effekt bewirkte Synergismus der Zellen innerhalb eines Automatismus aufgehoben, und es kommt (analog wie beim Herzen) zu den Phänomenen des Flimmerns und Flatterns. Registrierung der Bewegung isolierter einzelner, zu einer Flosse gehöriger Strahlen ergibt, daß dabei die sonst synergistisch arbeitenden automatischen Zellen einer Gruppe jetzt Rhythmen von ganz verschiedener Frequenz zeigen können.

Der Einfluß peripherer Reize auf den Magnet-Effekt wird untersucht; es zeigt sich dabei, daß periphere Reize, unabhängig von ihrer sonstigen hemmenden oder fördernden Wirkung, den Magnet-Effekt entweder nur erhöhen oder herabmindern oder auch mit ihm in direkten Konflikt geraten, wobei verschiedenerlei Kompromisse geschlossen werden können.

Tritt der Magnet-Effekt gemeinsam mit der (in früherer Mitteilung besprochenen Superposition eines Automatismus über den anderen auf, so kommt es zu scheinbar sehr verwickelten gegenseitigen Beziehungen und zu Periodenbildungen komplizierter Form, die sich aber bei näherer Analyse stets auf ein Ineinanderwirken der beiden Grundphänomene Magnet-Effekt und Superposition zurückführen lassen.

Am Schluß wird das allgemeine Fazit aus den vorliegenden 5 Mitteilungen, die dem Studium derrelativen Koordination gewidmet sind, gezogen. Ferner wird die Meinung entwickelt, daß die relative Koordination die primitive, ursprüngliche Koordinationsform sei (wofür u. a. ihre so weitgehende Übereinstimmung mit den Koordinationsphänomenen des Herzens spricht), und daß das Vorherrschen absoluter Koordination bei höheren Wirbeltieren als eine Folge des Überganges vom Wasserzum Landleben (Bewegung auf festem Substrat) aufzufassen sei.

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Literatur

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v. Holst, E. Über den „Magnet-Effekt“ als koordinierendes Prinzip im Rückenmark. Pflügers Arch. 237, 655–682 (1936). https://doi.org/10.1007/BF01753051

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