Zusammenfassung
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1.
Durch umfangreiche Schießversuche wurde ermittelt, wieweit die bisher gangbaren Methoden zur Bestimmung der Schußentfernung auch bei Verwendung der Sinoxid-Munition noch brauchbar sind.
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2.
Bei der Sinoxid-Munition ist der Pulverschmauchhof größer und intensiver als bei den früher benutzten Munitionsarten. Die Pulvereinsprengungen sind sehr klein, bei chemischer Untersuchung mit Hilfe der Diphenylamin-Schwefelsäurereaktion treten sehr zahlreiche kleine blaue Schlieren auf.
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3.
Auch bei Benutzung derselben Waffe und derselben Munition war die Zahl der Einsprengungen und die Ausdehnung des Pulverschmauchs so variabel, daß genauere Bestimmungen der Schußentfernung unter Zuhilfenahme dieser Merkmale nicht möglich oder nur in besonderen Ausnahmefällen möglich sein werden.
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4.
Die Grenzzahlen, bei denen eine Beschmauchung noch zu erkennen ist und bei denen makroskopisch und chemisch noch Pulvereinsprengungen nachgewiesen werden können, wurden an Hand eines großen Materials ermittelt (siehe Tab. S. 200–201).
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5.
Die Intensität der Beschmauchung nahm nach den von uns gemachten Erfahrungen so regelmäßig ab, daß sie durch Vergleich mit experimentell hergestellten Schußobjekten der gleichen Art zur Bestimmung der Schußentfernung herangezogen werden kann, sofern der Schuß auf helle Tuche abgegeben ist.
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6.
Diese Methode versagt jedoch bereits bei beigefarbenen Tuchen und ist unbrauchbar bei dunklen Tuchen. Es ist uns auch nicht gelungen, mit Hilfe der Infrarotphotographie bei diesen Tucharten zu einwandfreier Feststellung der Schmauchintensität zu gelangen, insbesondere störten auch Verschmutzungen des Stoffes erheblich. In derartigen Fällen muß daher die vonHolsten angegebene mikrochemische Methode zwecks quantitativen Nachweises des Bleis im Schußbild herangezogen und fortentwickelt werden.
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Mueller, B. Macht die Einführung der Sinoxid-Munition eine Änderung unserer Methodik zur Entfernungsbestimmung von Schüssen notwendig?. Dtsch. Z. ges. gerichtl. Med. 28, 197–204 (1937). https://doi.org/10.1007/BF01750487
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