Über die psychopathologischen Symptome bei der Bleivergiftung und ihre Bedeutung für den Gutachter

Zusammenfassung

• 1. Die Diagnose Bleipsychose ist aus den psychopathologischen Symptomen allein nicht zu stellen, sie ist das Resultat einer Untersuchung, welche Erblichkeit, Vorgeschichte, prämorbide Persönlichkeit, Krankheitsverlauf und Ausgang, pathologisch-anatomischen Befund ebenso zu berücksichtigen hat wie die somatischen und die psychopathologischen Erscheinungen.

• 2. Unter den psychopathologischen Erscheinungen sind nach der statistisch festgelegten Häufigkeit zu unterscheiden: Spezifisch-noxische, das sind Symptome, welche so gut wie nur in exogenen Bildern vorkommen und noxisch-suspecte, das sind Symptome, die häufig im Gefolge von Noxen (Giften, Traumen, Infektionen) beobachtet werden. Symptome, welche man fast ausschließlich bei Blei beobachtet, werden als bleispezifische bezeichnet, solche, die man häufig bei Bleivergiftungen beobachtet, als bleisuspecte.

• 3. Es wird ein Fall angeführt, der widersprechende Begutachtung erfuhr, bei dem aber an der Bleivergiftung kein Zweifel war. In diesem Falle kamen die psychotischen Erscheinungen erst völlig zur Entfaltung, als keine somatischen Bleizeichen mehr nachweisbar waren. Der Fall endete tödlich.

• 4. Das psychopathologische Bild des Falles bestätigt die BefundeRawkins und dessen Anschauung, daß sich aus der statistischen Häufigkeit bestimmter psychopathologischer Symptome Hinweise auf die Bleiatiologie ergeben, an denen der Gutachter nicht vorbeigehen darf.