Zusammenfassung
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1.
Vorbehandlung von Kaninchen mit lebender Pallidareinkultur durch intravenöse, intratestale und intrazisterne Applikation führte bei Nachinfektion mit Hodenvirus in einzelnen Fällen zu einer Verzögerung der Manifestation klinischer Erscheinungen oder auch zu einer Abdämpfung der klinischen Symptome, wobei die Wirksamkeit einmaliger Applikation gegenüber einer mehrmaligen deutlich zurückstand. Trotzdem wird man auch unter Berücksichtigung der kürzlich vonNothhaas undPockels publizierten Erfahrungen kaum die Möglichkeit einer Total-immunisierung gegen eine Infektion mit virulentem Hodenvirus auf diese Weise zu erwarten haben. Einer weiteren besonderen Prüfung bedarf auf Grund vorliegender Beobachtungen noch der intrazisterne Weg.
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2.
Verimpfung von Organen manifest syphilitischer Kaninchen oder von Kaninchen mit spontan oder chemotherapeutisch, „geheilten“ klinischen Erscheinungen hat nur in seltenen Fällen zu einer Verzögerung klinischer Manifestation geführt; selbst wenn Organe — in der Regel wurden Gehirne infizierter Kaninchen verwendet — aus dem akuten Infektionsstadium stammten, in dem gleichzeitig der infizierte Hoden reichlich Spirochäten aufwies. Nie ist es gelungen, mit Gehirn syphilitischer Kaninchen eine typische Syphilisorchitis zu erzeugen. Vorliegende Versuche zeigen, daß auch die Erzeugung einer stummen Infektion mit ihren Folgeerscheinungen offenbar nicht gelingt.
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3.
Vorbehandlung von Kaninchen mittels virulenten Hodenvirus auf subcutanem Wege hat zu keiner manifesten Infektion geführt. Vielleicht lag in einem Falle eine Art stummer Infektion vor, die sich für die Nachinfektion mit gleichem Stamme in einem Aufschub der Manifestation klinischer Erscheinungen äußerte.
Intracutane Applikation von virulentem Hodenvirus ist imstande, unter Umständen zu einem gewissen Schutze der Tiere vor neuer manifester Infektion zu führen, wozu das manifeste Auftreten eines Primäraffektes an der Hautinfektionsstelle nicht unbedingt erforderlich ist. Andererseits kann, selbst beim Entstehen eines Primäraffektes, an der Hautinfektionsstelle, ein Schutz vor neuer Infektion mit gleichem Stamm ausbleiben.
Literatur
I. Mitteilung: Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Abt. 1, Orig.92, 534. 1924; II. Mitteilung: Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Abt.1, Orig.95, 276. 1925; III. Mitteilung: Klin. Wochenschr. 1926, Nr. 30; IV. Mitteilung: Dtsch. med. Wochenschr. 1928, Nr. 13.
Münch. med. Wochenschr. 1928, Nr. 4.
Klin. Wochenschr. 1928, Nr. 8.
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Zum Teil ausgeführt mit Unterstützung der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft.
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Reiter, H. Experimentelle Syphilisstudien. Klin Wochenschr 7, 1539–1543 (1928). https://doi.org/10.1007/BF01748463
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01748463