Zusammenfassung
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1.
Das lokale Klima am Meeresstrande wird selbst nahe dem Strande weitgehend durch windschützende Behausungen und Ähnliches nach verschiedenen Richtungen modifiziert. Wenn man also die Wirkung des nicht modifizierten Seeklimas feststellen will, müssen die Versuche direkt am Strande ausgeführt werden.
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2.
Ein prinzipieller Unterschied zwischen Nordsee- und Ostseeklima besteht nicht. In den vorliegenden Versuchsreihen wurde ebenso wie von O.Kestner, C.Häberlin und ihren Mitarbeitern auf Wyk eine Dauerwirkung auf die Verbrennungsprozesse vermisBt. Dagegen ist eine akute Wirkung bei den im Freien ausgeführten Ruheversuchen am Strande häufig hervorgetreten. Die Veränderung des Ruheumsatzes bestand aber durchaus nicht immer in einer Steigerung, sondern bisweilen, so bei schönem, warmem, sonnigem Wetter, in nicht unbeträchtlicher Senkung. Dieses Herabgehen des Verbrauches bis nahe an den Grundumsatz ist vielleicht als der zahlenmäsBige Ausdruck der bekannten Müdigkeit an der See, der „Strandlethargie“, anzusehen.
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3.
Die Wirkung der Kolberger Solbäder, verglichen mit gleichtemperierten SüsBwasserbädern (36°) war bei verschiedenen Versuchspersonen verschieden: teils fehlte jede Änderung des respiratorischen Gaswechsels, teils trat im Bade ein starkes Absinken des Atemminutenvolums und auch des Sauerstoffverbrauches in Erscheinung.
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4.
Im Gegensatz zu dem Studium der Wirkung des Hochgebirgsklimas mit seinem unverändert vorhandenen niedrigen Sauerstoffdruck bietet das Studium des Strandklimas infolge der wechselvollen Modifikation der verschiedenen Klimafaktoren und der starken Beeinflussung durch örtliche Verhältnisse, schon rein meteorologisch und um so mehr physiologisch, besondere Schwierigkeiten.
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Müller, F. Beobachtungen aus Kolberg über die Wirkung des Seeklimas und der Solbäder auf den Menschen. Klin Wochenschr 6, 1029–1034 (1927). https://doi.org/10.1007/BF01742260
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01742260