Zusammenfassung
An zwei „Hungerkünstlern“, die bis zu 39 Tagen hungerten, wurden Stoffwechselversuche angestellt, die die Beurteilung des Wasser-Salzhaushaltes einerseits sowie des Eiweiß-Kohlenhydrat- und Fettumsatzes andererseits im Hungerzustand gestatten.
Die Analyse des Harns erstreckte sich neben anderem auf die Bestimmung des Gesamtstickstoffs, des Harnstoffs, der Harnsäure, des Kreatinins und des Ammoniaks. Im Blut wurde der Wasser-, Gesamtstickstoff-, Reststickstoff- und Zuckergehalt bestimmt.
Die Gesamtheit der Versuchsergebnisse läßt charakteristische individuell verschiedene Veränderungen im Stoffwechselgeschehen erkennen, die durch den Hungerzustand bedingt sind: Störungen im Wasser- und Mineralhaushalt, Verschiebung in der Zusammensetzung der Trockensubstanz des Harns und insbesondere im prozentualen Anteil der einzelnen stickstoffhaltigen Bestandteile des Harns am Gesamtstickstoffgehalt, verändertes Verhältnis des Reststickstoffgehaltes zum Gesamtstickstoffgehalt im Blut, Schwankungen im Blutzuckerspiegel, Acidosis u. a. m.
In einer anschließenden kritischen Auswertung der Versuchsergebnisse wird auf Grund der analytischen Daten, der Gewichtsabnahme und des somatischen Befundes eine Begründung für das individuell ganz verschiedene Stoffwechselgeschehen bei beiden Versuchspersonen gegeben und gleichzeitig eine Erklärungsmöglichkeit gesucht für sich ergebende noch ungeklärte Fragen des intermediären Stoffwechsels im Hungerzustand. (Kohlenhydratneubildung, wechselndes Verhalten des Blutzuckerspiegels, Genese der Ketonurie, Verwertung von Eiweißschlacken zum Eiweißaufbau u. a.)
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Junkersdorf, P., Liesenfeld, F. Stoffwechselversuche an zwei „Hungerkünstlern“ mit langdauernder Hungerzeit. Pflüger's Arch. 214, 250–273 (1926). https://doi.org/10.1007/BF01741909
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