Zusammenfassung
In einer gro\en Versuchsreihe wurde derEinfluΒ der H-Ionenkonzentration auf die sensiblen Nerven der Cutis und des Muskels am Menschen geprüft. Als Injektionsflüssigkeit kamen Phosphat-Pufferlösungen (nachSörensen) in den Reaktionsbreiten vonp H=5,9–8,0 zur Verwendung. Osmotische Einflüsse der Injektionsflüssigkeit wurden durch Zusatz von Kochsalz ausgeschaltet.
UmPhosphatpufferlösungen in einer bestimmten Reaktionsbreiteisotonisch zu machen, kann eine von uns ermittelte Formel benutzt werden. Aus dieser Formel ist die Anzahl ccm einer 1,4proz. NaCl-Lösung zu entnehmen, die mit der entsprechenden Anzahl ccm Pufferlösung zusammengebracht werden mu\, damit Isotonie erzielt wird.
Bei derintracutanen Injektion isotonischer Phosphat-Pufferlösungen (0,2 ccm) von der physiologischen H-Ionenkonzentration des Gewebssaftes (p H=7,2) traten au\er einem leichten Druckgefühl keine subjektiven Beschwerden auf.Schmerzlos war die Injektion der Pufferlösungenim alkalischen Gebiet (p H=8,0); auch beip H=7,4 undp H=7,6 wurden in der Regel keine unangenehmen Empfindungen angegeben. Dagegen löstenalle sauren Phosphatgemische (pH<7,2) einenlebhaften Injektionsschmerz aus, der bei steigender H-Ionenkonzentration immer intensiver wurde und bei dem Wertp H=5,9 fast unertrÄglich war. Dieser Schmerz trat nur bei schneller Injektion auf und verschwand nach einigen Sekunden (Pufferwirkung des Gewebssaftes); sehr langsame Injektion war überhaupt schmerzlos.
Bei derintramuskulÄren Injektion von Phosphatlösungen traten im neutralen und alkalischen Gebiet keine,im sauren Gebiet aberrecht unangenehme Empfindungen auf, die wir einstweilen mit den bekannten Empfindungen bei der Muskelübermüdung (Muskelkater) gleichsetzen möchten.
DieBedeutung der H-Ionen für den Schmerz bei der Entzündung und bei der GewebsischÄmie wird zusammenfassend erörtert.
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Gaza, W.v., Brandi, B. Beziehungen Zwischen Wasserstoffionen-Konzentration und Schmerzempfindung. Klin Wochenschr 5, 1123–1127 (1926). https://doi.org/10.1007/BF01737405
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