Zusammenfassung
Unsere täglichen Blutdruckmessungen bei 65 Frauen während des Ablaufs einer Menstrualperiode und die bei 14 Fällen (52 Beobachtungen) vorgenommenen probatorischen Adrenalininjektionen (nachDresel) haben zu folgenden Ergebnissen geführt:
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1.
Für die Beurteilung des Verhaltens des arteriellen Blutdruckes genügt es nicht, allein den Wert des systolischen Druckes zu berücksichtigen; ein klares Bild ergibt sich erst durch Einbeziehung der diastolischen Werte und der Pulsamplitude.
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2.
Eine Abhängigkeit des Blutdruckes von den zyklischen ovariellen Vorgängen findet sich nur etwa in der Hälfte der Fälle. Von diesen zeigt die Mehrzahl einen prämenstruellen Anstieg und menstruellen Abfall der “extragenitalen Welle”.
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3.
Unter den Fällen, die keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen Blutdruck und menstruellen Geschehen zeigen (etwa 50%), finden sich auffallend viel Hypotonien.
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4.
Die Subeutan-Adrenalinblutdruckkurve nachDresel ist nicht imstande, das antagonistische Verhalten von Vagus und Sympathicus zu präzisieren.
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5.
Sie kann lediglich als Index einer erhöhten oder herabgesetzten “Adrenalinempfindlichkeit” (nicht zu identifizieren mit Tonusänderung der vegetativen Nerven) dienen.
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6.
Das wechselnde Aussehen der Adrenalinkurven während der drei extramenstruellen Stadien (Prä-, Post- und Intermenstruum) muß als uncharakteristisch angesehen werden.
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7.
Während des menstruellen Stadiums ist eine herabgesetzte Adrenalinempfindlichkeit als sehr wahrscheinlich anzunehmen.
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8.
Dieses Verhalten, als Ausdruck einer allgemein herabgesetzten Empfindlichkeit gegen blutdrucksteigernde Stoffe während der Menstrualperiode, ließe auch die von uns und anderen häufig beobachteten menstruelle Blutdrucksenkung verständlich erscheinen.
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Eichbaum, F. Das Verhalten des arteriellen Blutdruckes im menstruellen Zyklus und seine Abhängigkeit vom vegetativ-hormonalen System. Arch. Gynak. 138, 174–186 (1929). https://doi.org/10.1007/BF01724678
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