Zusammenfassung
Der mit Atropin vergiftete Gastrocnemius des Frosches zeigt in folgenden Punkten ein vom normalen Vergleichsmuskel verschiedenes Verhalten.
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1.
DerVerkürzungsrückstand nach Überreizungszuckung ist zu einem großen Teilunterdrückt.
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2.
Die zunehmende Verzögerung im Zuckungsablauf bei wiederholter Reizung tritt in beschränkterem Ausmaß in Erscheinung. Infolgedessen zeigt der Atropinmuskel eine geringere Neigung, bei rhythmischer Reizung in vollkommenen Tetanus überzugehen. Umvollkommene tetanische Contractur zu erzeugen, ist einehöhere Reizfrequenz erforderlich als beim normalen Vergleichsmuskel.
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3.
Der Atropinmuskel antwortet auf schwache Reize schwächer, auf starke Reize stärker als der Normalmuskel. Es besteht dementsprechend eine geringere Eignung zurFeinstufung der Reizerfolge und einegrößere Neigung zu überdosierter energetischer Entladung.
Dieses Verhalten des atropinisierten Muskels wird mit der durch frühere Versuche festgestellten Tatsache in Beziehung gebracht, daß der Skelettmuskel im Erregungszustand eine Substanz von acetylcholinartiger Wirkung bildet, welcher eine physiologische Rolle im Sinne einer Selbststeuerung der Muskelfunktion zugewiesen wird. Die Atropinwirkung beruht auf einer Unterdrückung dieses peripheren Selbststeuerungsmechanismus.
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Hess, W.R., Büsch, J. Der Einfluß von Atropin auf die Reaktion des Skelettmuskels bei direkter Reizung. Pflügers Arch. 216, 644–650 (1927). https://doi.org/10.1007/BF01723231
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01723231