Zusammenfassung
Es wird über Versuche an vier Versuchspersonen berichtet, in denen festgestellt wird, inwieweit Unterschiede zwischen dem optischen und taktilen Erkennen von Winkeln bestehen. Die Reizgebung erfolgt durch einen Winkelmesser, der die Variation der Winkelstellung ebenso wie der Schenkelgrö\e in beliebiger Weise gestattet. Es wird im wesentlichen nur die sukzessive Applikation der Schenkel angewendet. Die Ergebnisse sind folgende:
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1.
Entsprechend der Feinheit des Raumsinnes der Haut, gemessen an der Grö\e der simultanen und sukzessiven Raumschwelle, ist die Schärfe des Urteils am grö\ten in der Hohlhand, dann folgt Handrücken, schlie\lich Unterarm.
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2.
Auf der Hohlhand wird der Winkel von allen Versuchspersonen überschätzt. Diese überschätzung wird auf Hautgebieten mit höherer Raumschwelle (Handrücken, Unterarm) geringer, bzw. sie schwindet, oder es tritt sogar Unterschätzung ein. Daher liegt der 90‡ erscheinende Tastwinkel auf der Hohlhand bei einem Winkel <90‡, auf dem Unterarm dagegen beträgt er > 90‡.
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3.
Diese Feststellungen werden in weiteren Versuchen bestätigt, in denen die Versuchsperson den jedem Tastwinkel entsprechenden optischen Winkel anzuzeigen hat. Dabei zeigt sich, da\ die überschätzung (auf der Hohlhand) vornehmlich die Winkel > 90‡, die Unterschätzung auf Unterarm bzw. Handrücken im wesentlichen die Winkel <90‡ betrifft.
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Frl. Dr.Schiffman, Frl.Hagemann, Herrn stud. med.Eisler undHintsche danke ich für ihre Leibenswürdigkeit, sich mir als Versuchspersonen zur Verfügung zu stellen.
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Gellhorn, E. Untersuchungen zur Physiologie der räumlichen Tastempfindungen unter Berücksichtigung der Beziehungen des Tastraumes zum Sehraume. Pflügers Arch. 196, 311–330 (1922). https://doi.org/10.1007/BF01722846
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