Zusammenfassung
Es wird die scheinbare Größe von Stäben bzw. Lichtspalten festgestellt, die mit einer verschieden großen perspektivischen Verkürzung wahrgenommen werden, und die quantitative Beziehung zur mathematischen Perspektive ermittelt. Die Ergebnisse sind folgende:
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1.
Die an Stäben bei Tageslicht ausgeführten Versuche zeigen, daß die physiologische Perspektive bedeutende Unterschiede von der mathematischen aufweist. Diese Differenz ist für monokulare Beobachtung geringer als für binokulare; sie steigt mit zunehmender mathematischer Verkürzung.
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2.
Mit Annäherung der Versuchsperson an das Objekt wächst ebenfalls die scheinbare Länge perspektivisch verkürzter Stäbe, unter Wahrung der für binokulare und monokulare Beobachtung charakteristischen Unterschiede.
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3.
Stäbe von ungleicher Länge und gleicher mathematischer Verkürzung erscheinen ungleich lang, indem die objektiv längere auch länger angegeben wird. Während die mathematische Perspektive der Repräsentant unendlich vieler verschieden im Raum gelegener Stäbe von ungleicher Länge ist, entspricht der Vielheit der Objekte auch eine gleich große Vielheit von physiologischen Perspektiven. Es wird auf die Bedeutung dieses Gesetzes für die Erkennung der Umwelt und seinen Zusammenhang mit dem Gesetze von der Farbenkonstanz unter verschiedenen Belichtungen hingewiesen.
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4.
Aus den im Dunkelzimmer an leuchtenden Linien ausgeführten Versuchen geht eine wesentliche Minderung des Unterschiedes zwischen binokularer und monokularer Beobachtung einerseits, mathematischer und physiologischer Perspektive andererseits hervor. Es folgt hieraus die Bedeutung der Verwertung empirischer Faktoren für die physiologische Perspektive. Die bildungsgesetzlichen Grundlagen der Tiefenwahrnehmung schaffen in Verbindung mit der Erfahrung die physiologische Perspektive.
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Gellhorn, E. Beiträge zur Physiologie des optischen Raumsinnes. Pflügers Arch. 208, 361–378 (1925). https://doi.org/10.1007/BF01722246
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