Zusammenfassung
Aus den angeführten Untersuchungen geht also hervor, daß das Epithel der Scheidenschleimhautzur Zeit der Geschlechtsreife der Frau zyklische Umwandlungen durchmacht, die in Abhängigkeit von der Funktion des Ovariums stehen. Es findet in der ersten Hälfte des Intermenstruums ein Wachstum des Epithels und Verbreiterung der Zone der abgeplatteten Zellen, sowie Verhornung dieser Schicht statt; oberhalb der intraepithelialen Verhornungszone bildet sich eine besondere Schicht, die anscheinend ein Differenzierungsprodukt des Epithels, und zwar der obersten verhornten Zone darstellt. Die Schicht ist am stärksten im Praemenstruum ausgebildet; kurz nach der Menstruation ist sie nicht vorhanden und entwickelt sich im Intermenstruum wieder von neuem. Dieser Befund vonDierks über die zyklische Umwandlung des Scheidenepithels wird demnach bestätigt.
Bei Frauen, die sich in der Geschlechtsreife befanden und bei denen derUterus exstirpiert war, spielten sich die zyklischen Vorgänge an der Scheidenschleimhaut weiter ab. Hier geben die Veränderungen an der Scheidenschleimhaut also ein Kriterium für die weitere Funktion der Ovarien ab.
In derSchwangerschaft war die als “Funktionalis” bezeichnete Schicht besonders stark entwickelt, so daß man aus dem histologischen Bild der Scheidenschleimhaut Rückschlüsse auf eine bestehende Schwangerschaft ziehen kann.
Unter der Geburt findet sich diese Schicht ebenfalls, ist jedoch unter der mechanischen Einwirkung des Geburtsvorganges teilweise beschädigt oder abgestoßen.
ImWochenbett während der Laktationsamenorrhöe findet sich diese Schicht nicht.
ImKindesalter und imKlimakterium wird die fragliche Schicht ebenfalls nicht gefunden.
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Adler, K. Die Veränderungen des Scheidenepithels während des Menstruationszyklus und der Gestationsperiode. Arch. Gynak. 134, 504–518 (1928). https://doi.org/10.1007/BF01701606
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