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Der periphere flache Lappenschnitt

nebst einem Referate über 300 weitere Cataractextractionen

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Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie Aims and scope Submit manuscript

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Literatur

  1. Vergl. hierzu die einschlägigen Angaben von O. Becker, Graefe u. Sämisch V. 1, S. 170, Arlt, ebenda III. 1, S. 329, 3. harte Staare u. s. f., A. Weber, Arch. f. Ophth. XIII. 1, S. 194 und Schiess, Arch. f. Ophth. XXI. 1, S. 67. — A. Weber sagt an der betreffenden Stelle: Meine schon seit Jahren an extrahirten Linsen vorgenommenen Messungen ergaben, dass die grössten noch harten Cataracte einen Durchmesser von 9 Mm. und eine Dicke von 4 Mm., Corticalis mit eingerechnet, nicbt überschreiten, und dass von hier an abwärts alle Grössen vorkommen, wenn auch die meisten von den noch nicht überreifen Cataracten nur einen festen Kern von 7 Mm. Durchmesser und 3 Mm. Dicke besitzen. — Schiess' Angaben lauten: „Ich fand als Durchschnittsmaass für die Breite 8,34 und für die Dicke 3,26 Mm. Die grösste beobachtete Breite war 10,3 Mm., die kleinste 4,0 Mm. bei einer Cataracta Morgagni. Die grösste Dicke betrug 4,3 Mm., die geringste 2,0 Mm.

  2. Nachträglich finde ich bei Gayet (Distribution de la cataracte dans la région Lyonnaise. Ass. franç. pour l'avanc. des sciences. Sess. de 1882 à la Rochelle. Progr. méd. 1882, Sept.; Gaz. d'Ophth. Bd. X. 1882) die Angabe, dass Cataractbildung bei Frauen etwas seltener als bei Männern und bei diesen letzteren etwas früher (44 Jahre) als bei ersteren (49 Jahre) zur Beobachtung komme.

  3. Der betreffende Patient E. war im Jahre 1875 am linken Auge mit bestem Erfolg extrabirt worden: S=1/3. Der Cataractkern des damals 54jährigen Patienten zeigte die folgenden Dimensionen: 7 Mm. Breitendurchmesser und 2,5 Mm. Dickendurchmesser. Im darauffolgenden Jahre 1876 sollte auch das jetzt zur Reife gelangte rechte Auge extrahirt werden, dabei benahm sich der Patient ganz unerwarteter Weise im höchsten Grade ungeberdig: bei excessivem Pressen wird schon mit dem Hornhautschnitte theilweise die Iris excidirt und beim 2. Acte der Iridectomie, resp. beim Versuche, die bereits vorhandene mangelhafte Iridectomie zu vervollkommnen, kommt Glaskörper und sogar ein wenig Cataractsubstanz. Start die Operation weiter zu forciren, wird dieselbe jetzt abgebrochen, um zunächst die Iridectomie heilen und später die Cataractextraction folgen zu lassen. In Folge der unvermeidlich stattgehabten Zerrung der Iris folgt eine Iritis mit eitrigem Charakter, die jedoch vollkommen zurückgeht; die Cataract sammt ihrem Kerne von jedenfalls denselben oben angeführten linksseitigen Durchmessern resorbirt sich allmählig ganz spontan, und Patient wird mit einer Cataracta sec. accreta (mit + 2 Jäger No. 19 und 20) zunächst aus der Behandlung entlassen; natürlich steht nichts im Wege, durch die entsprechenden operativen Nachhülfen das noch unvollkommene Sehresultat in ein vollkommenes zu verwandeln. — Ich kann nicht umhin, hier noch zwei andere Fälle von Spontanresorption kernhaltiger alter Linsen beizufügen: Fall I. Der 69 jährige Patient Eu. stellte sich am 16. November 1873 wegen Verletzung seines rechten Auges vor: ein spitzes Reis hatte die Hornhaut perforirt und eine Cataracta traumatica verursacht. Die Behandlung zunächst expectativ mit reicblicher Atropinisirung und Druckverband. Trotz mässiger Quellung der Corticalis kein Reizzustand und allmälige Resorption der gesammten Linse. Patient entschwindet nach circa Jahresfrist meinen Augen: kleines Leucoma corneae adhaerens und daneben absolut reine Pupille mit entsprechendem Sehvermögen. Der Fall gemahnt den Praktiker wieder, bei traumatischen Cataracten selbst dann noch nicht mit operativen Eingriffen zu eilen, wenn die Verletzung eine kernhaltige alte Linse betrifft. Fall II. Dieser Fall hat darum noch ein besonderes Interesse, weil es sich um eine Spontanruptur der Kapsel einer reifen Cataract handelt (vergl. einen ähnlichen Fall von Arlt bei einer 34jährigen Frau mit Myopia 1/8 und allerdings nur kernloser Cataract nach Netzhautablösung: Bericht über die 13. Versammlung der ophthalmologischen Gesellschaft in Heidelberg 1881 S. 130, vergl. ferner Ulrich: Ruptur der Linsenkapsel. Klin. Monatsblätter f. Augenheilkunde 1882, S. 230 u. ff.). Der früher myopische Patient Pfarrer E., 56 Jahre alt, stellte sich im Jahre 1866 mit beiderseits reifer Alterscataract vor; damals Extraction des rechten Auges, 7,5 und 2,5 Mm. Kerndurchmesser, Endresultat: + 8 S=1. Im Sommer des Jahres 1876 erscheint Patient bei mir wieder mit der Angabe: er sehe auch wieder mit seinem bis dabin noch nicht operirten linken Auge. Patient hatte Recht: in der wieder tief schwarzen runden linken Pupille schwamm lustig ein nur noch ganz kleines Kernrudiment von vielleicht 2–3 Mm. Breitendurchmesser herum. Als ich den Patienten im Jahre 1880 zufällig wieder sah, war auch von diesem Kernrudiment nichts mehr zu finden: S beiderseits mit + 8=1. Niemals hatte ein Trauma stattgefunden, und niemals war wegen des linken Auges eine ärztliche Behandlung eingeleitet worden. Für die Zuverlässigkeit der Angaben des Patienten bürgt dessen hohe bildung und die Reinheit seines Charakters. Allerdings lehren solche Fälle von Spontanresorption auch kernhaltiger Linsen nach Eröffnung der vorderen Kapsel nichts Neues; natürlich dauert die Resorption solcher Cataracte mit hartem Kerne längere Zeit (1–1 1/2, ja 2 Jahre), und geht die allgemeine Annahme der Autoren dahin, dass hier die Iris sehr in Gefahr stehe; um so mehr war ich selbst überrascht, wie wenig in den vorliegenden Fällen von einer Reizung der Iris zu bemerken war; dabei war in den zwei letzten Fällen noch nicht einmal eine Iridectomie gemacht, ja im letzten Falle sogar nie Atropin gebraucht worden. So gefährlich scheint es demna ch doch nicht mit der Gefahr der Quellung und Irisreizung bei Alterscataracten zu sein, wenn die vordere Linsenkapsel eine Verletzung erleidet!

  4. In dieser Beziehung hat kein Patient in mir soviel Interesse erweckt, als der jetzt ca. 50 jährige Heinrich K., da ich denselben nun schon seit 16 Jahren zu beobachten Gelegenheit habe. Derselbe kam im März 1867 bei mir in ärztliche Behandlung. Beiderseits: Iridocylochorioiditis mit einzelnen Synechiae post. und Cataracta polaris post. consecutiva; Sehvermögen: R. No. 15 Worte, (+ 6) kaum besser, L. No. 19 gr. Buchstaben, (+ 6) No. 13 Buchstaben, beiderseits Ges. frei. Damals wnrde wegen recidivirender Iritisanfälle beiderseits iridectomirt, und Patient blieb von da an von allen weiteren Entzündungsanfällen für immer verschont; die Cataractbildung indess nahm stetig zu. Im Jahre 1874 trat zuerst links Spontanluxation des gesammten Linsensystems in den Glaskörper hinab ein, Sehverm.: (+ 3 1/2) 15/70; im Jahre 1881 folgte dieselbe Spontaluxation auch rechterseits. Trotz der Reste abgelaufener Chorioiditis, besonders in der Gegend Der Macula lutea, besitzt Patient bei übrigens vollkommen reinen Medien zur Zeit das folgende Sehvermögen: (+ 3 1/2) R. 1/3, L. 1/2. Hätte eine gewagte Löffelextraction der Linsen sammt Kapsel dem Patient mehr zu leisten vermocht? — In Bezug auf solche Spontansenkungen cataractöser Linsensysteme mit Wiederherstellung des Sehvermögens sagt Becker (Graefe u. Sämisch V. 1. S.310): “ass solche Fälle bis zu den Zeiten von St. Yves und Janin hinauf sich in der Litteratur zahllos verzeichnet finden.” Vergl. dazu aus der neuesten Zeit auch den Fall von M. Landesberg in Philadelphia (Zeh. Klin. Monatsblätter, Juni 1881, S. 251. — Warum soll der Praktiker ausnahmsweise solche Fingerzeige der Natur in einzelnen dazu geeigneten Fällen von Cataractbildung, die für die Extraction ausgesprochen ungünstige Aussichten bieten (s. obigen Text), nicht benutzen? — Die Furcht vor etwaigem Consecutivglaucom trifft nur für traumatische Linsenluxationen zu, wo der Zufall der rohen Gewalt es oft bedingt, dass die luxirte Linse Iris- und Ciliarkörper drückt; diese Furcht passt aber nicht für eine kunstgerechte Operation, die die Spontanversenkung des gesammten Linsensystems in den Glaskörperraum hinab dem so häufig zu beobachtenden Naturvorgange nachahmt ! —

  5. Uebrigens deutet v. Graefe selbst bereits darauf hin, dass man für Schnitte, denen man etwas mehr Lappenhöhe geben will, als er es ursprünglich that (0,5 Mm.), besser etwas breitere Messer nehme, er spricht selbst von solchen von 1 1/3 Linie=3 Mm. Breite (Arch. f. Ophth. XII. 1, S. 161).

  6. Wenn A. Weber (Arch. f. Ophth. XIII. 1, S. 187) und Knapp (ebenda XIV. 1, S. 285) durch mathematische Berechnung die zum Durchtritt einer Cataract von 9 Mm. Breiten- und 4 Mm. Dicken-Durchmesser nöthige innere Schnittlänge übereinstimmend zu 10,142 Mm. berechnet haben, so ist dieses Unternehmen sehr verdienstlich, als uns damit in genau zuverlässigen Zahlen wenigstens ein Minimalmaass für unsere Schnittgrössen an die Hand gegeben wird, unter welches herunterzugehen ein directer Fehler wäre. Allein in praxi gestaltet sich die Sache doch anders, wie im mathematischen Rechenexempel. Zunächst giebt es keine mathematisch unfehlbaren Operateure; mit Rücksicht auf einen möglichen Fehler in der Schnittführung von mindestens 1 Mm. muss unser Schnitt in praxi grösser als jenes Minimalmaass gewählt werden. Wenn wir ferner bedenken, wie sehr wir uns vor Einklemmungen von Iris und Kapseltheilen in die beiden Wundecken zu hüten haben, so geht aus dieser Erwägung ein weiterer Grund hervor, unsere Schnitte nicht zu knapp zu bemessen; es muss bei Durchtritt der Cataract durch die Cornealwunde gegen die beiden Wundecken hin ein kleiner freier Raum bleiben, sonst zwängt die Cataract sicher Iris und Kapseltheile in die Wundeeken ein. Gesetzt aber weiter, Glaskörpervorfall vor dem Cataractaustritt zwänge uns, einen Löffel für die Extraction der Cataract zu Hülfe zu ziehen, so muss die Wunde auch hinreichend Raum bieten, die Cataract sammt Löffel noch möglichst ohne Quetschung des Wundcanales durchzulassen; damit ist ein dritter Grund gegeben, unsere Wundgrösse nicht zu knapp zu bemessen. Wie gross wir unsere Wunden zu machen haben, d. h. wie weit wir über jenes Minimalmaass von A. Weber und Knapp im Interesse einer sicheren Operationstechnik hinauszugehen haben, Lässt sich nur durch Empirie feststellen. Knapp selbst ist, wie wir gesehen haben, zu einem flachen Lappenschnitt gekommen, der von meinem Verfahren zu operiren kaum differirt.

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Steffan, P. Der periphere flache Lappenschnitt. Graefe's Arhiv für Ophthalmologie 29, 167–228 (1883). https://doi.org/10.1007/BF01693691

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