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v. Graefe's „modificirte Linear-Extraction“ und de Lappenschnitt

Nach eigen Erfahrungen aus der Zeit 1854–88

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Albrecht von Graefes Archiv für Ophthalmologie Aims and scope Submit manuscript

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Literatur

  1. Wie Graefe schon vor 20 Jahren, nachdem er, durch eigne Erfahrungen belehrt, sein Vorurtheil gegen periphere Schnitte abgelegt hatte, über Heilung im Scleralborde urtheilte, sieht der Leser aus dem letzten der oben wörtlich wiedergegebenen Citate. Der Inhalt desselben ist Allen, die Graefe's Abhandlungen gelesen haben, seit 20 Jahren aus diesem Archiv bekannt. Man muss deshalb entweder Graefe in der Extractionsfrage nicht für sachverständig, oder Schweigger's Behauptung, dass corneale Schnitte ebenso gut, wie periphere, heilen, für unrichtig halten, wenn man in No. 24 der „D. Med.-Ztg.“ (1887) in Bezug hierauf liest: „Aber wozu soll man eine weitläufige Statistik aufstellen, um Thatsachen zu erweisen, welche ohnedies kein „Sachverständiger“ bezweifelt. Schweigger's Schlusssatz lehnt sich an drei andere, die zum Theil nicht richtig sind, zum Theil nichts beweisen: 1. normale Heilungen von Hornhautschnitten zur Extraction von weichen Cataracten und Nachstaaren haben wir Aelteren sehr viele, Einige von uns sehr viel mehr, als er, gesehen, aber Eiterungen kleiner Discissionsstiche und linearer Hornhautschnitte hat er nicht gesehen, während ich sie schon 1864 kannte und mich auf dem Congresse in Heidelberg von Graefe belehren lassen musste, dass sie zwar selten, aber doch jedem erfahrenen Praktiker bekannt seien, und dass man ihre Ursache nicht kenne (es war eben die damals unbekannte Infection). — Es ist ferner bekannt, dass wir durch den peripheren Schnitt die Hornbaut-Eiterungen schon auf 2 Procent reducirt hatten, lange bevor Lister's Verfahren eingeführt wurds. — Endlich habe ich vor Kurzem in diesem Archiv zwei Infectionen einfacher Corneal-Schnitte, denen ich eine dritte von einem schlecht schliessenden Linearschnitte (am fünften Tage) hinzufügen kann, erwähnt. Alle drei Infectionen erfolgten unter denselben Vorsichtsmaassregeln, die seit Jahren ausreichen, Wund-Infectionen der Peripherie zu verliüten. — 2. „Die guten Erfolge bei weichen Staaren, die in Graefe den Wunsch erregt haben sollen, ein ähnliches Verfahren bei kernhaltigen Staaren zu verwenden“, müssen die active Rolle, die Schweigger Ihnen zumuthet, ablehuen. Die schlechten Erfolge der Hornhautlappen und der Irrthum, dass der Daviel'sche Lappen zu gross sei, machten den Wunsch nach einer sicheren Methode rege, die Versuche von Waldau und Desmarres gaben den Anstoss zum Löffel und den linearen Schnitten, die allerdings besser heilten, als die schlecht heilenden Lappen der gefässlosen Cornea. — 3. „Die Gefährlichkeit der Operationen in der durchsichtigen Hornhaut“ habe ich seit 25 Jahren nicht im Allgemeinen, sondern mit Bezug auf die alten Corneal-Lappen behauptet und zwar in Uebereinstimmung mit (abgesehen von verschwindenden Ausnahmen) allen Operateuren, die aus eignen Erfahrungen über die Daviel'sche Methode urtheilten, wie Arlt, Graefe u. A. Dass viele, lineare Schnitte in der Cornea gut heilen, weiss allerdings jeder „Sachverständige“, aber einige wissen auch, dass sie leichter eitern, als gleiche, periphere Schnitte, und darum allein handelt es sich. Gewiss ist es für den Leser ermüdend, immer auf denselben Punkt verwiesen zu werden, aber kaum ermüdender als für mich, immer auf denselben Punkt, als auf die Ursache verschiedener Fehler, zu verweisen. Hätte man ihn nicht ignorirt oder für unerheblich gehalten, so wäre uns die traurige, deutsche Extractionslehre der letzten 20 Jahre erspart worden. Vielleieht würde dann auch Schweigger nicht geschrieben haben: „Den wirklichen, echten, modificirten, peripheren Linearschnitt, wie ihn v. Graefe beschrieben und in seinem Archiv abgebildet hat, macht gegenwärtig kein Menseh mehr, und wenn Herr Jabobson behauptet, es zu thun, so wird ihn Niemand darum beneiden.“ Richtiger wäre gewesen: „Weil man Graefe's vortrefflich motivirte Vorschriften nicht genau befolgte und sofort im Einzelnen Modificationen einführte, die dem Sinne des Ganzen widersprachen, brachte man es dahin, dass gegenwärtig kaum ein Mensch mehr unter dem Namen „Graefe's Linear-Extraction“ eine Operation ausführt, die mit Graefe's Verfahren Aehnlichkeit hat. Nur sehr Wenige, zu denen Jacobson gehört, haben Ausdauer genug gehabt, ihre Technik genau dem Zwecke des Verfahrens zu accommodiren und durch den Erfolg zu beweisen, dass dasselbe seine Aufgabe vollkommen gelöst hat.“ Die Extraction ohne Kapsel ist für diejenigen, die streng nach neueren Principien verfahren, eine sichere Operation geworden. Damit hat sich erfüllt, was wir kaum zu erreichen hofften, als wir in den fünfziger und sechziger Jahren von der Suppuratio corneae der Daviel'schen Methode ausgingen, um ihrer Ursache nachzuspüren und dieselbe, wenn möglich, zu beseitigen. Was erreicht worden ist, werden die jüngeren Collegen weniger hoch schätzen, als wir, die wir nicht nur Verlustzahlen der alten und neuen Methode, sondern auch unwillkübrlich die sehr berechtigte Unruhe des Operateurs bei jeder Klage des Patienten, die Sorge und Ungewissheit während der ersten Tage und Nächte mit dem Gefühle voller Sicherheit vergleichen, das lange Reihen ungestörter, gleichmässiger Heilungsverläufe erzeugt haben. Ausnahmsweise nicht aus eigner Initiative, nicht mit der Originalität des neue Bahnen breachenden Genies, aber mit durchdringender Kritik und vollem Verständniss für Fehler und Vorzüge des Geleisteten, hat Graefe auch auf diesem Gebiete durch eine eigene, in allem Technischen neue Methode seinem Namen einen Denkstein gesetzt. Mit nachträglichen Angriffen gegen die beste Methode, um deren Vorzüge man sich zwei volle Jahrzehnte lang durch eine scheinbar geringe, in Wirklichkeit vollkommen destructive Abweichung vom Princip gebracht hat, etwas auszurichten, dürfte vergebliche Mühe sein.

  2. Berl. klin. Wochenschrift 1887, No. 34.

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Jacobson, J. v. Graefe's „modificirte Linear-Extraction“ und de Lappenschnitt. Graefe's Arhiv für Ophthalmologie 34, 197–275 (1888). https://doi.org/10.1007/BF01693427

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