Zusammenfassung
In der vorliegenden Untersuchung wurde am Froschherzen die Frage näher verfolgt, ob die Dauer der Refraktärphase, an Schwellenreizen gemessen, in einer festen Beziehung zur Dauer des Aktionsstromes steht, welcher meist als Maass der Erregungsvorgänge betrachtet wird. Es zeigte sich, dass am Froschherzen (Kammer und Vorhof) die Refraktärphase im allgemeinen etwas länger dauert wie der Aktionsstrom (bis zum doppelten Wert), dass aber auch schon bei Zimmertemperatur in einzelnen Fällen die Zeitdauer beider Vorgänge ziemlich übereinstimmen kann. Durch Temperaturerhöhung auf 30 ° C. wird die Refraktärphase im allgemeinen relativ kürzer, so dass sich das Zeitverhältnis zwischen ihr und dem Aktionsstrom dem Wert 1 nähert, jedoch nicht wesentlich kleiner wird. Muskarinwirkung verlängert die Refraktärphase relativ zum Aktionsstrom nicht unerheblich. Stärkere Reize sind auch am normalen Herzen schon im absteigenden Teil der Aktionsstromkurve wirksam.
Hieraus ergibt sich, dass die Dauer des Aktionsstroms nicht mit der Phase der absoluten Unerregbarkeit des Herzens (mit starken Reizen gemessen) übereinstimmt, und dass die volle Höhe der Erregbarkeit (mit Schwellenreizen gemessen) in der Regel etwas später erreicht wird, als dem Ende des Aktionsstroms entspricht. Kann also der Aktionsstrom im grossen und ganzen als Zeitmaass der Erregbarkeitsschwankung (mit Schwellenreizen gemessen) angesehen werden, so sind doch die hierin sich aussprechenden Beziehungen nicht ganz fest und experimentell unveränderlich. Wenn sonach die Refraktärphase mit der die Erregung begleitenden Veränderung des elektrischen Potentials zusammenhängt, so sind doch jedenfalls selbständig variable, nicht näher bekannte Zwischenglieder anzunehmen. Vom Kontraktionsvorgang erweist sich der Aktionsstrom als in höherem Maasse unabhängig.
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Trendelenburg, W. Über die zeitliche Beziehung der Refraktärphase des Herzens zu seinem Aktionsstrom. Pflüger's Arch. 144, 39–50 (1912). https://doi.org/10.1007/BF01681176
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01681176