Zusammenfassung
Die bisherigen Untersuchungsergebnisse über Makrocheilie sind unterschiedlich zu bewerten sowohl ihrer Ätiologie als auch den Befunden nach. Ohne Zweifel sind die Befunde hypertrophierter und hyperplasierter Lippenschleimdrüsen, wie sie speziell von den Amerikanern als häufigste Ursache für Schwellungen der Lippe angesehen werden, nicht abzuleugnen, wenngleich in der Mehrzahl der Fälle eine histologische Untersuchung fehlt und ätiologisch sich das Urteil nur auf den makroskopischen Befund stützt. Für eine Makrocheilie generell Lymphoder Hämangiom anzunehmen, ist genau so wenig angängig, da die erstgenannten und andere Untersuchungsergebnisse dem widersprechen, wenngleich ein derartiger Befund wohl von Fall zu Fall möglich sein kann. Ganz ungeklärt bleibt bis heute der Nachweis über eine fragliche Lymphstauung, die die Ursache der Makrocheilie sein könnte, was im übrigen bei keinem der Weltliteraturfälle diskutiert wird oder irgendwie histologisch erhärtet wird.
Die beiden von uns beobachteten und histologisch untersuchten Fälle können zur Frage der Lippendrüsenhyperplasie und Lippendrüsenhypertrophie im Histologischen nicht herangezogen werden, weil sich in den exzidierten Keilen Lippenschleimdrüsen nicht nachweisen ließen. Es ist dies auch nicht erforderlich, weil makroskopisch in beiden Fällen keinerlei Vergrößerung der Lippenschleimdrüsen beobachtet wurde.
In beiden Fällen handelt es sich um unspezifische chronischgranulierende Entzündungen des Lippenbindegewebes und teilweise des interstitiellen Gewebes der Lippenmuskulatur, die im 1. Fall mit einer außerordentlich starken Sklerosierung des Bindegewebes einhergingen, so daß sich die Lippe teilweise geradezu hart anfühlte. Unterschiedlich in beiden Fällen ist, wie bereits erwähnt, die Art der Genese. Im 1. Fall ist die Ursache der chronischen rezidivierenden Entzündung in einer einem Herpes labialis ähnlichen Lippenaffektion zu suchen, während im 2. Fall ein Trauma als Ursache für die Makrocheilie in Form einer ebenfalls unspezifischen chronischen granulierenden Entzündung vorwiegend des Lippenbindegewebes angesehen werden muß. Daß die Elephantiasis der Lippe bevorzugt bei Menschen mit einer exsudativen Diathese in Erscheinung tritt, ist anamnestisch nach Prüfung der Fälle zu bejahen.
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D 38.
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Dornuf, P. Elephantiasis der Oberlippe. Archiv f. Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfheilkunde 151, 67–83 (1942). https://doi.org/10.1007/BF01672213
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