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Bewegungsweisen des MauerläufersTichodroma muraria im Hinblick auf die Anpassung an seinen Biotop

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Zusammenfassung

Die Schilderung der wichtigsten Bewegungsweisen des Mauerläufers wurde durch die Beobachtung von 23 Brutpaaren im Brutrevier ermöglicht. Dazu wurde jahrelang ein männlicher, zeitweise auch ein weiblicher Mauerläufer in der Voliere beobachtet. Die Foto- und Filmaufnahmen stammen alle von zahmen Vögeln.

Klettern

Der Mauerläufer kann in der Methode der Kleiber klettern und an die Felswand hängen, doch vermag er dies auch mit parallel gestellten Füßen, indem er den Schwerpunkt, vor allem die Brust, unmittelbar an den Felsen anlehnt. Diese Methode ist eine Eigentümlichkeit des Mauerläufers. Beim Klettern hüpft er in kleinen Sprüngen nach oben. Meist nimmt er die Flügel zu Hilfe, die dabei so verdreht werden, daß sie einen Auftrieb ermöglichen. Größere Entfernungen legt der Mauerläufer flatternd zurück, indem er sich von der Wand löst und schraubenförmig 1–2 m nach oben flattert. Wo Vorsprünge vorhanden sind, kann er Sprünge bis zu 20 cm ohne Gebrauch der Flügel machen, wenn der nächste Vorsprung nach Art einer Treppe weiter hinten liegt. In der Fähigkeit zu springen ähnelt der Mauerläufer den Felsenkleibern. In der Kletterfähigkeit ist er diesen überlegen, kleineren Kleiberarten und Baumläufern jedoch unterlegen.

Fliegen

Die überdimensional großen Flügel erlauben nur einen schmetterlingsartig langsamen Flug. Sie ermöglichen jedoch die Verwertung des Aufwindes. Unter geringem Energieverbrauch läßt sich der Mauerläufer mit ausgebreiteten Flügeln und geringfügigem Flügelschlag vom Wind nach oben tragen. Im Sturzflug mit angelegten Flügeln kehrt er in die Tiefe zurück. Zu Fernflügen ist die Flugweise des Mauerläufers wohl nur geeignet, wenn der Wind die treibende Kraft bildet. Dagegen eignen sich die Flügel gut zum Rüttelflug wie zu Flugspielen, die vielleicht der Demonstration der Höhle dienen.

Flügelzucken

Das bekannte Flügelzucken zeigen schon die noch nicht flüggen Jungen. Es erfüllt keine Flugfunktion; auch der ruhende Vogel zuckt mit den Flügeln. Dabei kommen vor allem die weißen Punkte, weniger die roten Farbfelder zur Geltung. Jungvögel zucken noch langsamer und mit größerer Amplitude, doch ist auch bei Altvögeln diese Bewegung viel langsamer — entsprechend der Flügellänge — als bei anderen Arten, die gleichfalls zucken. In der Ruhe werden die Flügel beim Zucken seitwärtsventral ausgebreitet, in der Erregung nach oben geschlagen. Diese Bewegung ermöglicht dem Menschen und wohl auch den Artgenossen das Auffinden des Mauerläufers. Bei dieser Bewegung werden vor allem das Handgelenk und das Ellbogengelenk gespreizt. Offenkundig dient das Flügelzucken dem sozialen Kontakt mit Artgenossen, da an vielen Brutplätzen Lautäußerungen wegen rauschender Bäche oder dem Wind schwer hörbar sind.

Wenn Luftfeinde erscheinen, unterbleibt das Flügelzucken vollständig.

Drohen

Aus einiger Entfernung droht der Mauerläufer mit gesenkten Flügeln und hochgestelltem Schwanz; diese Drohhaltung gleicht der einiger Kleiberarten. Intensives Drohen in der Nähe des Feindes erfolgt durch Hochstellen der Flügel, wobei durch Spreizung des Schulter- und Ellbogengelenks die rote Farbe besonders hervorgekehrt wird, während die weißen Farbflecke verdeckt bleiben.

Sonnenbaden

Wie bei vielen Vogelarten in wechselnder Stellung, teilweise mit voll ausgestreckten Flügeln, aber stets in Ruhelage.

Sandbaden

Das Sandbad erfolgt nur bei Sonnenschein, wobei der vorne gesenkte Körper über einen sandbestreuten Felsblock bewegt wird. Dabei liegt der Körper völlig auf der Unterlage, gestützt auf die Flügel, während die Füße alternierend seitwärts bewegt werden und so den Körper vorwärtsschieben. Leicht mit Sand bestreute Felsblöcke werden vor reinem Sand bevorzugt. Rauhe Steinbrocken ohne Sand benützt der Mauerläufer nicht.

Wasserbad

Kein Unterschied zu anderen Arten.

Gefiederputzen

Stets auf horizontaler Fläche, oft im Anschluß an das Sandbad. Kopfkratzen erfolgt hintenherum.

Totschlagen, Beutezerkleinerung

Kleine Beutetiere bis zur Größe einer Schmeißfliege werden lebend verschluckt. Größere Beute wie Noctuiden, Heuschrecken oder Grillen werden stets auf horizontaler Fläche „totgeschlagen“; anschließend entfernt der Mauerläufer die Flügel (bei Orthopteren auch die Sprungbeine); dann erst verschluckt er diese Beute oder trägt die Beutetiere — zu mehreren — den Jungen zu.

Hämmern

Trotz des scheinbar dünnen Schnabels kann der Mauerläufer widerspenstige Beute durch Hämmern töten. Bei der Nahrungssuche ergreift er Hindernisse nicht nur mit dem Schnabel und beseitigt sie, sondern er zertrümmert sie, wenn nötig, durch kräftiges Hämmern.

Summary

Observation of 23 breeding pairs on their nesting territories permitted description of the most important behaviour patterns. In addition a male wall creeper in a flight cage was observed for years, and a female as well for one year. The still and motion pictures are all of tame birds.

Climbing

The wall creeper can both, climb and cling to the cliff face in the manner of a nuthatch. However, it can also do this with the feet placed parallel, in that it rests the centre of gravity (especially the breast) directly against the cliff. This method is peculiar to wall creepers. In climbing it hitches upwards in small jumps. Usually the wings aid the progression, being turned so that they give a push-off. The wall creeper covers larger distances by fluttering, releasing itself from the wall and fluttering upwards 1–2 m in a spiral pattern. Where there are projections the wall creeper can jumb up to 20 cm without using the wings, providing the next projection is recessed like steps in a stairway. The wall creeper resembles rock nuthatches in its ability to jump. In climbing ability it surpasses the latter, but not the smaller nuthatch species and tree creepers.

Flying

The disproportionately large wings permit only a slow, butterfly-like flight. With limited energy consumption the wall creeper is carried upwards by the wind, wings outspread and with only insignificant wing beats. It re-enters the depths in a diving flight with folded wings. The flight pattern of the wall creeper is only suitable for long flights when the wind has sufficient driving force. On the other hand the wings are well suited for the undulating flight and aerial acrobatics that perhaps function in advertising the cavity.

Wing-flicking

Even young not yet fledged perform the well known wing-flicking. It fulfils no function in flight; resting birds also flick the wings. In doing this the white spots are displayed, and the red areas also to a lesser extent. Young flick more slowly and with movements of greater amplitude, but even in adults this movement is much slower-relative to the wing length — than in other species. At rest the wings are spread latero-ventrally in flicking, but when excited the orientation is upward. This movement permits the location of wall creepers by man and presumably also by conspecifics. The joints of the wrist and elbow are particularly spread in this movement. Obviously wing-flicking serves as a means of social contact with conspecifics; at many nest locations vocalisations are scarcely audible due to rushing streams or the wind.

When aerial predators appear wing-flicking is completely suppressed.

Threat

From some distance, the wall creeper threatens with dropped wings and strongly elevated tail; this threat posture resembles that of several nuthatch species. Intensive threat near the opponent is achieved through elevation of the wings, in which the red colouration is especially displayed by spreading the shoulder and elbow joints. The white spots remain concealed.

Sun-bathing

As with many bird species in changing positions, with completely extended wings in part, but always in the resting posture.

Sand-bathing

Sand-bathing, in which the anteriorly depressed body is moved across a sand-strewn boulder, occurs only in the sunlight. The entire body rests on the substrate, supported by the wings, whilst the feet are moved sidewise alternately, pushing the body forward. Boulders lightly strewn with sand are preferred to pure sand, but rough boulders without sand are not used by the wall creeper.

Water-bathing

Does not differ from other species.

Preening

Always on a horizontal surface, often in conjunction with sand-bathing. Head-scratching is indirect.

Treatment of food

Small prey up to the size of a blowfly are swallowed live. Larger prey like noctuid moths, grasshoppers and crickets are always beaten on a horizontal surface, removing the wings in the process (and also the jumping legs of orthopterans), before being swallowed or carried — several at a time — to the young.

Hammering

Despite its apparently thin bill the wall creeper can kill resistant prey by hammering. During foraging it does not merely seize resistant items in the bill and then discard them, but rather it smashes them, when necessary, trough powerful hammering with the bill.

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Löhrl, H. Bewegungsweisen des MauerläufersTichodroma muraria im Hinblick auf die Anpassung an seinen Biotop. J Ornithol 108, 165–186 (1967). https://doi.org/10.1007/BF01671408

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