Zusammenfassung
Von Mitte April bis Ende August 1964 wurde der Türkentaubenbestand in West-Berlin und in den Ostberliner Bezirken Friedrichshain, Mitte und Pankow (insgesamt 578 qkm = 66% der Fläche von Groß-Berlin) erfaßt. Die Türkentaube brütet in Berlin bisher nicht in Wäldern und Groß-Parkanlagen. Alle ermittelten Brutstellen sind in eine Karte eingetragen (Abb. 1). Die genaue Flächenstruktur von West-Berlin wird in Hektarangaben aufgeführt (Tabelle 1).
Im Anschluß an das taubenfreie Stadtzentrum nimmt der Bestand allmählich zu und erreicht in der Randzone der geschlossenen Großstadt sein Maximum. Zu den Vorstadtbezirken hin wird die Siedlungsdichte wieder wesentlich schwächer.
Brut- und Ernährungsmöglichkeiten in den unterschiedlich besiedelten Gebieten werden beschrieben. Wahrscheinlich ist die Siedlungsdichte auch von der Entfernung der Brutplätze zu Feldern und Waldgebieten abhängig. Ein möglicher Einfluß der Temperatur auf die Besiedlungsweise wird diskutiert.
Vergleiche mit der Ringeltaube zeigen, daß diese Art im Gegensatz zur Türkentaube das Stadtgebiet ziemlich gleichmäßig und vollständig besiedelt hat.
Auf der erfaßten Fläche (578,4 qkm) wurden 1654 Paar Türkentauben (2,86 Paare/qkm) gezählt. Die Türkentaubenpopulation Groß-Berlins umfaßt danach etwa 2000 bis 2100 Paare. Um gute Vergleichszahlen zu erhalten, wird die Siedlungsdichte in den einzelnen Bezirken für die Flächen mit Brutmöglichkeiten (bebaute Grundstücke, Vorgärten, Straßen, Plätze, Wege) angegeben. Gleichzeitig werden einige Vergleichswerte für die Ringeltaube genannt. Die höchste Siedlungsdichte wurde im Bezirk Neukölln auf einer Fläche von 20,15 ha mit 37 Paaren (1,82 Paare pro Hektar) ermittelt. In diesem maximal besiedelten Gebiet ist das Revierverhalten vielfach abgeschwächt.
In Berlin hat die Türkentaube keine wesentlichen Feinde. Ein sicherer Einfluß von Ringeltaube und verwildeter Haustaube auf ihre Verbreitung war nicht festzustellen.
Die Verfolgung von Türkentauben durch Kleinvögel ist nicht auf die Ähnlichkeit mit Kuckuck oder Greifvögeln zurückzuführen; ähnliches Verhalten lösen auch andere Vogelarten aus. Die Reaktion mancher Vögel bei plötzlichem Auftauchen fliegender Türkentauben mag dagegen tatsächlich auf eine Verwechslung mit dem Sperber zurückgehen.
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Löschau, M., Lenz, M. Zur Verbreitung der Türkentaube(Streptopelia decaocto) in Groß-Berlin. J Ornithol 108, 51–64 (1967). https://doi.org/10.1007/BF01671357
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