Zusammenfassung
An 6 Waldlaubsängern, 9 Berglaubsängern, 23 Zilpzalpen und 37 Fitisen, die von Hand aufgezogen und dann unter natürlichen Lichtbedingungen einzeln in Registrierkäfigen gehalten worden sind, ist die Gefiederentwicklung, die Jugendmauser, die Gewichtsentwicklung und die Zugunruhe vergleichend untersucht worden.
Alle Arten ergänzen das im Nest angelegte Kleingefieder nach dem Ausfliegen durch eine zweite Federgarnitur, die sich bevorzugt am Rande der schon vorhandenen Fluren entwickelt. Beim Berg- und beim Waldlaubsänger wachsen alle diese Federn während einer zweiten Federwachstumsphase, die zwischen die Entwicklungszeit des Nestlingsgefieders und die Jugendmauser eingeschoben ist; beim Fitis und beim Zilpzalp entstehen während dieser Phase nur Teile der zweiten Federgarnitur, der Rest wird in der Mauserzeit angelegt (Abb. 4). — Die Jugendmauser erstreck sicht beim Fitis sowie beim Berg- und Waldsänger auf das im Nest angelegte Kleingefieder. Allein der Zilpzalp erneuert zusätzlich alle Federn der zweiten Garnitur, die während der zweiten Federwachstumsphase angelegt worden sind, ferner die inneren 3–5 Armschwingen und einen Teil der oberen Armdecken. — Kurz vor oder bald nach Abschluß der Jugendmauser setzt die Zugunruhe ein, begleitet von einem mehr oder weniger drastischen Anstieg des Körpergewichtes (Abb. 7).
Die verschiedenen Funktionen variieren sowohl im Hinblick auf ihren zeitlichen Ablauf als auch im Hinblick auf ihren Umfang von Art zu Art erheblich. Diese Unterschiede lassen sich Unterschieden im Zugverhalten zuordnen. Dabei haben sich folgende Regelhaftigkeiten ergeben:
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(1)
Die Arten, die im Herbst früher wegziehen, unterschieden sich von den später wegziehenden Arten u. a. in folgenden Eigenschaften: Die zweite Federwachstumsphase und die Jugendmauser beginnen und enden früher; die Dauer der Jugendmauser ist kürzer (Abb. 3); während der Mauser werden weniger Federn erneuert; sie beginnen in jüngerem Alter mit der Depotfettanlagerung und sie werden früher zugunruhig (Abb. 7); nach Zugunruhebeginn erhöhen sie ihre tägliche Zugunruhemenge schneller; relativ zum Zugunruhebeginn beginnen sie früher ihr Körpergewicht zu erhöhen; relativ zum Mauserende beginnen sie später mit der Zugunruhe (Abb. 6); zumindest die Zeitpunkte von Mauserbeginn und Mauserende sowie des Beginns des Gewichtsanstieges zeigen eine geringere interindividuelle Variabilität; ebenso streuen sowohl die Maximalgewichte als auch die Dauer, die Menge und der Maximalwert der Zugunruhe interindividuell weniger.
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(2)
Die Arten, die weiter ziehen unterscheiden sich von den weniger weit ziehenden Arten in folgenden Merkmalen: Ihr mittleres Maximalgewicht liegt höher (Abb. 7) und die Menge und der Maximalwert ihrer Zugunruhe ist größer.
Die mögliche biologische Bedeutung dieser Korrespondenzen wird erörtert. abSummary
6 Wood Warblers, 9 Bonelli's Warblers, 23 Chiffchaffs and 37 Willow Warblers were handraised and then kept under natural light conditions in separate registration cages where locomotor activity was automatically measured. Comparative investigations of plumage development, postjuvenile moult, body weight and migratory restlessness were conducted.
All species complete the fledgling plumage by a second set of feathers growing at the edges of the perylae. In the Bonelli's Warbler and in the Wood Warbler, all these feathers grow during a second phase of feather development inserted between the fledgling plumage development and the juvenile moult. In the Willow Warbler and in the Chiffchaff only some of these feathers develop during this period, the rest appearing during the moult phase (Abb. 4). During the juvenile moult, the Bonelli's Warbler, the Wood Warbler and the Willow Warbler replace only the body feathers developed in the nest. Only the Chiffchaff replaces in addition, all the feathers of the second set, the 3 to 5 innermost secondaries and some of the inner wing coverts. — Shortly before, or soon after the end of the juvenile moult, migratory restnessless sets in, accompanied by a drastic increase in body weight (Abb. 7).
The several factors investigated vary from species to species in onset, duration and extend. These differences can be related to differences in migratory behaviour. The following relationships have been found:
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(1)
Species which start autumn migration early differ from species which are later migrants in the following manner: The second phase of feather development and the juvenile moult begin and end earlier; the duration of juvenile moult is shorter (Abb. 3); during the moult, fewer feathers are replaced; obesity and migratory restlessness start at an earlier age (Abb. 7); the rate of increase in migratory restlessness after the onset of migration is accelerated; the onset of obesity relative to the onset of migratory restlessness is advanced; migratory restlessness starts later in relation to the end of the juvenile moult (Abb. 6); there is less interindividual variation in the onset and end of moult, in the maximum weights and in the duration, amount and maximum values obtained for migratory restlessness
The species migrating further differ from those with a shorter migratory route in that their mean body weight is greater (Abb. 7), as is the amount and maximum value obtained for their migratory restlessness.
The possible biological significance of these relationships is discussed.
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Gwinner, E. Untersuchungen zur Jahresperiodik von Laubsängern. J Ornithol 110, 1–21 (1969). https://doi.org/10.1007/BF01671132
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