Zusammenfassung
Nach Darreichung von 3 mal täglich Tetrophan 0,5 g oder einmaliger Gabe von 3 Tabletten 0,25 g traten in einem Falle von „Friedreichscher Ataxie“ ausgesprochene myotonieartige Bewegungsstörungen auf. Diese Tatsache bildet vielleicht eine Stütze der cerebrospinalen Genese der myotonischen Bewegungsstörungen. Die für die myopathische Theorie angeblich charakteristischen histologischen Muskelbefunde, die in gleichmäßiger Hypertrophie aller Fasern, Zurücktreten der Querstreifung, Kernvermehrung im Sarkolemm, Granula im Sarkoplasma usw. bestehen, sind vielleicht nur sekundärer Natur und nicht die Ursache der myotonischen Bewegungsstörungen.
Literatur
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Das Tetrophan ist nach Angabe der Firma Riedel ein „synthetisches, von der Chinolincarbonsäure sich ableitendes Präparat, das der Formel C18H13NO2 entspricht. Es ist eine schwache Säure, die in Form eines fein kristallinischen, alkalilöslichen Pulvers erhalten wird und leicht bitter schmeckt. Seine Wirkung auf den Warmblüter entspricht vollkommen den spinalen Wirkungen des Hydroatrophans des ersten Vertreters einer homolog wirkenden Reihe von Körpern, zu denen auch das Tetrophan gehört. Die Wirkungsweise dieser Körper äußert sich im Tierexperiment beim Frosch im Auftreten eines Tetanus, der dem Strychnintetanus ähnlich ist, sich von diesem aber durch ungewöhnlich lange Dauer der Erregbarkeitssteigerung unterscheidet und auch dadurch, daß die tetanischen Krämpfe nicht spontan auftreten, sondern erst dann, wenn man das Tier zu kräftigen Bewegungen bzw. Abwehrbewegungen zwingt. Bei längerer Dauer der Giftwirkung treten auch fibrilläre Muskelzuckungen auf. Verschiedene Modifikationen der Experimente führten zu der Ansicht, daß der Tetanus spinalen, die fibrillären Zuckungen peripheren Ursprungs sind. Beim Warmblüter zeigt sich ein ganz ähnlicher tetanischer Zustand wie beim Frosch. Er erinnert auffällig an die Myotonia congenita. Periphere Muskelphänomene wurden beim Warmblüter nicht beobachtet“.
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Rehberg Über myotonieartige Bewegungsstörungen infolge Tetrophanwirkung. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkunde 81, 287–290 (1924). https://doi.org/10.1007/BF01668014
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01668014