Schlußzusammenfassung
In 2 Fällen von amyotrophischer Lateralsclerose mit deutlichen Pseudobulbärerscheinungen und Anwesenheit von pathologischen Bulbärreflexen haben wir eine reflektorische ruckartige Kopfbewegung beim Perkuttieren der mittleren Gesichtsknochen erhalten. Dasselbe war auch bei Pseudobulbärparalyse, in einem Fall von Hemiplegie mit auch auf der anderen Seite vorhandenen Pyramidenerscheinungen, sowie auch in Parkinsonismusfallen mit doppelseitigen Pyramidenaffektionen der Fall. Dagegen war in anderen Krankheitsfällen, sowie bei Nachprüfung an gesunden Personen die Erscheinung negativ. Somit ist das Phänomen für doppelseitige hohe Affektionen der Pyramidenbahnen pathognomonisch. Es handelt sich bei denselben um einen periostalen Reflex, dessen optimale receptorische Zone der mittlere Teil des Alveolarfortsatzes des Oberkiefers ist. Den Reflexbogen müssen die in den absteigenden Trigeminuswurzeln zu den Halsmuskelkernen in den oberen Cervicalsegmenten des Rückenmarks gehenden Fasern bilden. Der beschriebene (mediofaciale bzw. faciocervicale) Reflex nimmt somit eine mittlere Lage zwischen den pathologischen bulbären Reflexen und den bis jetzt bekannten (u. a. auch pathologischen) spinalen Reflexen ein und kann möglicherweise mitunter auch eine diagnostische Bedeutung erlangen.
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Nemlicher, L., Schetzer, M. & Schmelkin, D. Über ein neues Symptom bei doppelseitigen Affektionen des Hirnstammes. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilkunde 120, 184–190 (1931). https://doi.org/10.1007/BF01667969
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