Zur Pathologie der vegetativen Funktionen der Haut

Zusammenfassung

• 1. Für das Auftreten von trophischen Störungen an der Haut, im Unterhautzellgewebe oder in den Knochen kann der Ausfall der Sensibilität und damit das Wegfallen des Schutzes nicht allein verantwortlich gemacht werden.

• 2. Die neurogenen Dystrophien bei Verletzung peripherischer Nerven entstehen wahrscheinlich durch die Unterbrechung oder durch einen Reizzustand besonderer trophischer Fasern.

• 3. Die trophischen Fasern scheinen teilweise mit den sensiblen peripherischen Nerven zusammen zu verlaufen, teilweise scheinen sie sich den Nerven längs der Gefäße anzuschließen.

• 4. Das Auftreten neurogener Dystrophien bei Tabes, Syringomyelie, Sklerodermie und bei Rückenmarksverletzungen ist durch den krankhaften Reiz oder durch den Ausfall trophischer Zentren im Rückenmark zu erklären.

• 5. Bei Paraplegie werden Zirkulationsstörungen (Ödeme), Veränderungen der Elastizität der Haut uad der Beschaffenheit der Nägel, Hypertrichosis, Cystitis und Druckgeschwüre in den gelähmten Gebieten als Folge trophischer Ausfalls- und Reizerscheinungen beobachtet.

• 6. Das Auftreten von Hautdystrophien nach Hirnverletzungen läßt den Schluß zu, daß im Gehirn trophische Zentren gelegen sind, Bei einem Fall von Hemiplegie mit besonders deutlichen Dystrophien ergab die Sektion neben Schädigungen der Capsula interna, des Putamen und des Pallidum auch eine solche des Thalamus und des Corpus subthalamicum. Auf die Bedeutung dieser letzteren Hirnpartie für die Trophik wird hingewiesen.