Die Diversität als Kriterium zur Bewertung der Reichhaltigkeit von Wasservogel-Lebensräumen

Zusammenfassung

Die Bestrebungen zur Erstellung eines europäischen Netzes von Wasservogelbiotopen, die allen Anforderungen für Brut, Mauser, Zug und Überwinterung genügen, stützen sich in hohem Maße auf die Ergebnisse der internationalen Wasservogelzählung. Am Beispiel ausgewählter bayerischer Gebiete sollen die Möglichkeiten einer objektiven Vergleichs- und Bewertungsmethode aufgezeigt werden. Hierzu sind Artenzahl und Individuenmenge mittels der aus der Informationstheorie stammenden Beziehung$D = - \sum\limits_{i = 1} {Pi\ln Pi}$ zur sogenannten Diversität verknüpft. Dieser in der modernen amerikanischen Ökologie viel verwendete Begriff erlaubt quantitative Vergleiche unterschiedlicher Zählreihen, da die Zahlenwerte, die sich als dimensionslose Größen aus der Formel ergeben, nur über die relative Häufigkeit (p_i) zustandekommen. Sie sind damit von der lokalen Situation weitgehend unabhängig. Abgesehen von theoretisch wichtigen Folgerungen erscheint diese Methode von großem praktischen Wert, de eine hohe Diversität häufig mit einer großen Eigenstabilität des betreffenden Lebensraumes verbunden ist, eine geringe Diversität aber typisch ist für kurzfristige Ansammlungen in sich rasch verändernden Biotopen.

Am Beispiel südbayerischer Wasservogelbiotope läßt sich zeigen, daß naturnahe Flußabschnitte und Voralpen-Naturseen mit mittleren Diversitätsgraden einen Gewässertyp mit geringem Nahrungsangebot und mittelgroßer Artenfülle darstellen. Trotz sehr hoher Artenund Individuendichte repräsentieren jedoch eutrophierende Naturseen einen instabilen Zustand. Diversitätsberechnung wie Bestandsentwicklung der dominanten Arten lassen eine Verschiebung erwarten. Bei Stauseen, vor allem solchen mit reicher Gliederung, lassen die relativ hohen Diversitätswerte erkennen, daß diese reichhaltigen Wasservogelbiotope trotz fließender Entwicklung echte Gewinne darstellen.

Summary

The activities to establish an European net of waterfowl habitats involving all possibilities for breeding, moulting, and wintering are mainly based on the results of the international waterfowl counts. Some selected Bavarian wetlands may show the possibilities of a method for an objective comparison and standard of waterfowl habitats. For this purpose numbers of species and of individuals are combined to the so called diversity by the following equation derived from information theory:

$$D = - \sum\limits_{i = 1} {Pi \cdot \ln Pi} $$

This definition often used in the modern American ecology allows to compare different series of counts quantitatively as the figures resulting dimensionless by the equation are gained by means of the relative abundance (p_i). So the results are independent from local situations in a wide sense. Apart from important theoretical conclusions this method seems to be of great practical value as high diversity often is correlated with a high system stability, whereas a low diversity characterizes short term aggregations in changing habitats.

Some Bavarian wetlands show that nearly natural river sections and pre-alpine lakes have a moderate diversity typical for wetlands with low food production and a rather low number of species. Inspite of the very high density of species and individuals the eutrophicating natural lakes represent an instable status. The diversity value as well as the development of the numbers of dominating species suggest a shifting in the next future. Reservoirs especially those with rich structure show relatively high diversity values. They represent inspite of a fluctuating development real advantage for waterfowl management.