Zusammenfassung
Den vorliegenden Untersuchungen, die sich auf alle hiesigen epileptischen. Krankheitsformen beziehen, wurden von 1600 Gesamttodesfällen 575 Sterbefälle über 40 Jahre zugrunde gelegt, die eine Krebsmorbidität bzw. Mortalität von nur 3,1% ergaben. Diese Prozentzahl stellt ungefähr 1/3 derjenigen Prozentzahlen dar, die einerseits in der Literatur für die Krebsmortalität angegeben sind, andererseits bei nichtepileptischem Vergleichsmaterial am Pflegepersonal der Anstalt gewonnen worden waren. Hinsichtlich des Verlaufes und des anatomischen Befundes der Neubildungen ist bei den Epileptikern, abgesehen von einem spontanen geheilten Falle, nichts Besonderes festzustellen; keiner der Fälle wies Gehirnmetastasen auf. Die geringere Krebsmorbidität der Epileptiker wird darauf zurückgeführt, daß die humoralen und Stoffwechselvorgänge bei der Mehrzahl der Epileptiker anscheinend einen noch stärkeren Reiz ausüben, als es der Tumor selbst vermag, wodurch ein therpeutischer Effekt erzielt wird. Das verschiedenartige und wechselvolle Verhalten der biologischen Vorgänge in jedem einzelnen epileptischen Organismus wird als Grund dafür angesehen, daß die epileptische Erkrankung die Carcinomentstehung nicht verhindert, wohl aber deutlich herabmindert und daß die gegenseitigen Beziehungen von Epilepsie und Carcinom keine einheitlichen und gleichmäßigen sind.
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Volland Über die Häufigkeit des Carcinoms bei Epilepsie. Z Krebs-forsch 28, 15–27 (1929). https://doi.org/10.1007/BF01629524
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