Über den Zusammenhang der Anämie mit der Leber- und Nierenfunktion bei dem experimentellen Rattenkrebs

Zusammenfassung

• 1. Die mit demEhrlich-Putnokyschen Carcinomstamm geimpften weißen Ratten weisen bald nach der Tumoreinimpfung die Zeichen einer Leberschädigung auf, und zwar: eine Vermehrung des Gehaltes an Normalantikörpern gegen Hammelblutkörperchen (Vermehrung der Hämolysine und des Komplements), ohne, daß Hämolysine gegen arteigene rote Blutkörperchen nachweisbar wären; eine Erhöhung der Menge des Serumbilirubins, mit positiver direkter Diazoreaktion; Urobilinogenurie bzw. Urobilinurie; Verminderung der Galaktosetoleranz und Störung im Wasserhaushalte.

• 2. Die Schädigung verursacht latente Ödeme und eine Ödembereitschaft, die wir mit der Feststellung der Erniedrigung des Refraktionswertes, Erniedrigung der Hämatokritwerte, mit der Erhöhung des Wassergehaltes der inneren Organe und mit der Einschränkung des Vermögens, das per os, subcutan oder intraperitoneal einverleibte Wasser auszuscheiden, beweisen konnten.

• 3. Für die Ursache der Störung im Wasserhaushalte müssen extrarenale Faktoren in Betracht gezogen werden, da eine Niereninsuffizienz wegen den normalen Restistickstoffwerten, der guten Konzentrationsfähigkeit der Nieren und der normalen Gefrierpunktserniedrigung des Blutes ausgeschlossen werden kann.

• 4. Wir konnten dagegen die klinischen Zeichen einer Nephrose konstatieren: Albuminurie, gekörnte Zylinder und doppeltbrechende Körnchen enthaltende Zellen im Urinsediment, Hypercholesterinämie, keine Blutdrucksteigerung.

• 5. Die Leberschädigung muß als primär aufgefaßt werden, die Symptome der Nierenveränderung gesellen sich verhältnismäßig erst spät dazu.

• 6. Der Leberschädigung und den Folgezuständen wird in der Ätiologie der Krebsanämie eine wichtige Rolle zugeschrieben.