Zusammenfassung
Die Deckelzellen der subepidermalen Öldrüsen vonRuta graveolens undSkimmia japonica zeigen in ihren protoplasmatischen Eigenschaften in vieler Hinsicht weitgehende Ähnlichkeit mit den Schließzellen des Spaltöffnungsapparates und unterscheiden sich mit diesen von den übrigen Epidermiszellen.
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1.
Plasmolyseort: Die Deckelzellen zeigen regelmäßig einen positiven Plasmolyseort an den „Spaltwänden“, einen negativen Plasmolyseort an den „Rückenwänden“.
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2.
Vakuolenzerklüftung: Bei Plasmolyse tritt infolge weitgehender Zerklüftung der Vakuole eine grobschaumige Protoplasmastruktur in den Deckelzellen zutage, die mit der Aggregation und Tropfenbildung in den Schließzellen große Ähnlichkeit aufweist; die übrigen Epidermiszellen zeigen dieses Verhalten nicht.
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3.
Osmotischer Wert: Der osmotische Wert der Deckelzellen liegt zwischen dem der Schließzellen (bei geöffneter Spalte) und dem der übrigen Epidermiszellen.
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4.
Deplasmolyseresistenz: Bei Deplasmolyse nach Harnstoff- oder Glyzerin-Plasmolyse sterben die Epidermiszellen ab, die Deckelzellen und Schließzellen bleiben am Leben, diese sind demnach Deplasmolyse resistenter.
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5.
Hitzeresistenz: Die Deckelzellen zeichnen sich gegenüber den Epidermiszellen durch erhöhte Hitzeresistenz aus.
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6.
Anthocyan-Gehalt: In den Blattstielen vonSkimmia japonica führen die Epidermiszellen durchwegs Anthocyan, die Deckelzellen sind aber stets anthocyanfrei.
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7.
Zellkern-Größe: Die Zellkerne der Deckelzellen vonSkimmia japonica werden bei Neutralrotfärbung des Zellsaftes deutlich sichtbar und zeichnen sich durch ihre relative Größe aus.
Aus den spezifischen protoplasmatischen Eigenschaften der Deckelzellen der subepidermalen Öldrüsen und der Ähnlichkeit dieser Eigenschaften mit denen der Stomatazellen wird auf eine entwicklungsgeschichtliche Vergleichbarkeit des „Deckelapparates“ mit dem Spaltöffnungsapparat geschlossen.
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Reuter, L. Beiträge zur protoplasmatischen Pflanzenanatomie. Protoplasma 29, 161–171 (1938). https://doi.org/10.1007/BF01602496
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