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Über die anatomischen und funktionellen Beziehungen zwischen Ampulle und Bogengang

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Archiv für Ohren-, Nasen- und Kehlkopfheilkunde Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Für das Studium der Labyrinthfunktionen ist eine biologische Betrachtungsweise notwendig, die den Gesamtorganismus und die wirklichen Lebensvorgänge in den Mittelpunkt stellt und die Mannigfaltigkeit der Erscheinungen vergleichend würdigt.

  2. 2.

    Von diesem Standpunkt aus wird versucht, die Ergebnisse physikalischer Modellversuche und mathematischer Berechnungen, die funktionellen Erscheinungen und anatomischen Tatsachen über den Bogengangsapparat zu verknüpfen und einheitlich zu erklären.

  3. 3.

    Die heute geläufige Form derMach-Breuerschen Strömungstheorie, die den Bogengang (Canalis semicircularis) einseitig überschätzt und als den alleinigen Entstehungsort der Endolymphströmung auffaßt, ist unhaltbar, weil sie den physikalischen Vorstellungen der allgemeinen Strömungslehre sowie zahlreichen physiologischen und anatomischen Tatsachen widerspricht.

  4. 4.

    Im Bogengangsring, bestehend aus Canalis „semicircularis”, Ampullenrohr und Utriculusrohr findet stets eine Ringströmung unter Beteiligung aller drei Abschnitte statt. Daher kann auch in allen drei Abschnitten eine Strömung primär entstehen und unter Umständen die Cupula direkt durch ihre Trägheit abgelenkt werden, ohne daß eine Strömung im Bogengangvorauszugehen braucht.

  5. 5.

    Da die drei Anteile des Bogengangsringes nach Krümmung, Durchmesser und funktioneller Bedeutung verschieden sind, ist ihre Lage zur Drehachse innerhalb der Drehebene zwar für die Stromrichtung gleichgültig, aber für Grad und Form der Reizung von großer Bedeutung.

  6. 6.

    Die Lage der lateralen Ampulle am vorderen Ende ihres Bogenganges ermöglicht, auch wenn der Idealfall der radialen Cupulastellung nur selten verwirklicht ist, einen direkten Einfluß der Winkelbeschleunigung auf die Ampulle und erklärt den stärkeren Nystagmus (Lorente de Nó) bei Drehungen, die annäherd den normalen Bewegungen entsprechen.

  7. 7.

    Das funktionelle Übergewicht des lateralen Bogenganges (gegenüber den vertikalen) trotz seines engeren Lumens beruht vielleicht auf dem größeren Volumen der Cupula, während der Bogengang die stärkeren Horizontalbewegungen dämpft. Für eine Schutzfunktion der Bogengänge spricht auch das Ergebnis der Zentrifugierung, das relativ geringere Wachstum des Bogengangsquerschnittes in der Entwicklung und die obere Grenze des Querschnittes bei den größten Labyrinthen.

  8. 8.

    Die Bogengänge, d. h. die als Canales semicirculares bekannten Abschnitte der Bogengangsringe, haben drei Funktionen: 1. Sie dienen dem Ausweichen und der Fortleitung, d. h. der sekundären Strömung der Endolymphe bei primärer Beeinflussung der Ampulle. 2. Sie können Ort eines primären Trägheitsstromes entsprechend der landläufigen Hypothese sein; aber diese Rolle ist nebensächlich, falls Ampullenendolymphe und Cupula schon direkt verlagert werden. 3. Sie bremsen extrem starke Strömungen infolge der größeren Reibung und schützen dadurch die empfindlichen Endapparate.

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  • Weitere Angaben in meiner früheren Arbeit.

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Werner, C.F. Über die anatomischen und funktionellen Beziehungen zwischen Ampulle und Bogengang. Archiv f. Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfheilkunde 143, 257–270 (1937). https://doi.org/10.1007/BF01586276

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