Zusammenfassung
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1.
Der tischler A. aus C. kam Mitte 1920 in meine Behandlung. Er klagte über sehr starke Schmerzen beim Schlucken und einen unerträglichen Hustenreiz mit Anfällen von Atemnot. Er habe das Gefühl, als wenn das Essen unterwegs kurze Zeit steckenbliebe; erst nach sehr schmerzhafter Überwindung eines gewissen Widerstandes rutschten dann die Speisen woiter. Außerdem klagte A. über Heiserkeit mit starken Schmerzen und Wundsein im Halse. Seit ein paar Stunden bestehe zunehmende Atemnot und so starker Hustenreiz, daß er manchmal glaube, er müsse ersticken.
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2.
Befund: Großer, kräftiger Mann in gutem Ernährungszustand. Gesicht etwas zyanotisch, Sprache fast tonlos, zunge beim Herausziehen schmerzhaft und etwas geschwollen. Die Schleimhaut des weichen Gaumens und des Rachens ist intensiv gerötet. Leichtes Ödem der Uvula. Die Epiglottis ist auf das dreifache Volumen geschwollen und stark gerötet, am unteren Abschnitt fleckig grauweiß verfärbt. Die ganze Schleimhaut des Kehlkopfes ödematös geschwollen mit grauweißen Belegen, die nur von einigen rötlichen Inseln unterbrochen sind. Starke Schwellung der Aryknorpelgegend und der Taschenbänder, die bei der Phonation fast die Hälfte der Stimmlippen überdecken. Die Stimmlippen selbst sind grauweiß verfärbt und walzenförmig verdickt, ihre Ränder unscharf. Rauhe, etwas höckerige Larynxhinterwand. Die Trachealschleimhaut, soweit sie zu übersehen ist, zeigt grauweiße Färbung. Im Kehlkopf und der Trachea schmutzig graugelbes Sekret. Nase und Nasenrachen ohne Besonderheiten.
Literatur
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Zeitschrift für Ohrenheilkunde, Zeitschrift für Laryngo-Rhinologie usw.
Archiv für Ohren, Nasen, Kehlkopfheilkunde. Monatschrift usw.
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Nürberg, C. Verätzung des Kehlkopfes durch Zinkdämpfe.. Archiv f. Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfheilkunde 109, 77–80 (1922). https://doi.org/10.1007/BF01583759
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