Über die Ätiologie und Pathogenese der Otosklerose auf Grund tierexperimenteller Versuche mit A.T. 10

Zusammenfassung

Durch länger dauernde Verabreichung von A.T. 10 konnte bei Kaninchen eine Herderkrankung erzeugt werden, welche der Otosklerose sehr nahe steht. Bei den mitgeteilten Tierexperimenten ist es gelungen, den sog. blauen Otoskleroseknochen (blaue Mäntel) zu erzeugen, was bei früheren Versuchen durch Parathormongaben, Vigantolverabreichung und Anwendung besonderer Ernährungsformen nicht möglich war. Die histologischen Befunde werden eingehend erörtert; auf die Art und Lokalisation der Veränderungen wird näher eingegangen.

Die Entstehung der Herde ist stets an die Gefäße bzw. an präformiertes Bindegewebe gebunden. Nach der Versuchsanordnung und nach den bekannten Erfahrungen über die Wirkung des A.T. 10 bei der Tetanie werden hormonale Störungen, in erster Linie Störungen der Nebenschilddrüsenfunktion als Ursache der Herderkrankung angenommen. Dabei wird festgestellt, daß die Schädigung der Epithelkörperchenfunktion nicht die ausschließliche Krankheitsursache sein kann, da mit A. T.10 die blauen Stränge erzeugt werden konnten, während dies mit Parathormon nicht möglich war. Diese Unterschiede sind dadurch zu erklären, daß A.T. 10 kein Hormon, sondern der Abkömmling eines Vitamins ist, aus diesem Grunde sind bei den vorliegenden Versuchen für die Entstehung der Veränderungen wahrscheinlich auch Störungen im Vitaminhaushalt verantwortlich zu machen.